Erinnern und Musik: Zeichen setzen gegen das Vergessen 

Über gemeinsame Projekte der Vereine Lucky Luke aus Bonn und Filoxenia aus Kryoneri auf dem Peloponnes haben wir in der Vergangenheit immer wieder berichtet – nicht nur, weil sie immer wieder für dauerhaft sichtbare Veränderungen an den Orten der Austausch gesorgt haben. Ein Video gibt nun Einblicke in das letzte Projekt im Sommer 2022, das sich mit den Themen Erinnerung und Musik beschäftigte.

Ein paar Monate hat es gedauert bis das Video zur deutsch-griechischen Jugendbegegnung im Juli 2022 in Kryoneri bei Korinth fertig wurde. Florian Onderka hat dafür gefilmt, es geschnitten und vertont. Der 23-minütige Film nimmt die Zuschauer mit zum Jugendaustausch auf dem griechischen Peloponnes vergangenen Sommer und zeigt, wie das, was bei gemeinsamen Austauschen der Vereine FIloxenia und Lucky Luke aus Bonn erarbeitet wurde und seine Spuren hinterlassen hat, (Spoiler: Große Mosaike und mit Pinseln gestaltete Kunstwerke am Kulturzentrum und am Dorfeingang) noch weitergeführt werden kann.

Zum gesamten Video auf YouTube👇


„Wir haben dieses Low Budget-Projekt mit viel Engagement auf die Beine gestellt, aber es war leider nicht möglich, den Film noch ins Englische oder Griechische zu übersetzen“, sagt Martin Hermann von Lucky Luke bedauernd. Schon in der Vergangenheit waren Videos von den Begegnungen und gemeinsamen Projekten entstanden – etwa davon, als 2017 eine Gruppe Jugendlicher den Weg zu einer Höhle im Bergdorf Kryoneri, in der der Partnerverein Filoxenia seinen Sitz hat, freigelegt und diesen Erinnerungsort zugänglich gemacht hatte, an dem 1943 die sechsjährige Jüdin Rifka versteckt wurde.

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Erinnerungskultur: Wenn Gesichter Emotionen spiegeln

Aus über 200 Stunden Videomaterial – aufgenommen von Jugendlichen aus Deutschland und Griechenland – ist ein Dokumentarfilm entstanden. Er nimmt die Zuschauer mit in der Region Zagori und nach Ioannina auf die Suche nach den Schatten der Vergangenheit und danach, was Erinnerung und Verantwortung bedeuten.

Knapp 30 Kilometer nördlich von Ioannina im griechischen Epirus liegt das kleine Dorf Vitsa. Es ist Teil der Region Zagori, die für ihre Natur berühmt ist. Zwischen 1941 und 1944 wurde sie allerdings Ort grausamer Verbrechen: Dort brannte die 1. Gebirgsfeldjägerdivision „Edelweiß“ während der deutschen Besatzung Dörfer und Häuser nieder und mordete. Die Folgen davon sind in der Region bis heute präsent.

Mit diesem Thema befasste sich im vergangenen Herbst eine rund 30-köpfige Gruppe junger Menschen aus Deutschland und Griechenland. Organisiert wurde der Austausch vom Verein „Respekt für Griechenland“ aus Berlin und Epekeina Hora aus Vitsa. Zu dem Austausch über Fragen der Erinnerungskultur, der Verantwortung, Versöhnung und auch der Schuld gehörten auch Begegnungen mit Bewohnerinnen und Bewohnern der Opferdörfer der Region, mit Experten und Verantwortlichen. Auch wurde sich mit dem jüdischen Leben bzw. dessen Spuren befasst.

Zum Film „Auf den Spuren der gemeinsamen Geschichte“ auf YouTube👇

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Gedenkarbeit in der Schule: Der Film „Der Balkon“ im Unterricht

Wie schulische Gedenkarbeit im deutsch-griechischen Kontext praktisch aussehen kann und ein Geschichtsbewusstsein bei Schülerinnen und Schülern befördert, hat Bettina Münch-Rosenthal von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Rheinland-Pfalz aufgeschrieben. Der Übersichtsartikel verdeutlicht den unterrichtlichen Einsatz des Filmes „Der Balkon“ als Beispiel eines geeigneten Zugangs zum Thema Gedenkarbeit – Ausprobieren ausdrücklich erwünscht!

An der Schwelle zu einer Zeit ohne Zeitzeugen gewinnen Quellen, die jungen Menschen einen emotionalen Zugang zur Vergangenheit eröffnen, zunehmend an Bedeutung. Filmische Dokumentationen mit Zeitzeugenaussagen sind daher wichtige Bestandteile schulischer Gedenkarbeit. Leben und Schicksale einzelner realer Menschen erregen Aufmerksamkeit, Neugierde und Mitgefühl.  

Der Dokumentarfilm „Der Balkon – Wehrmachtsverbrechen in Griechenland“ des griechischen Regisseurs Chrysanthos Konstantinidis behandelt die Vernichtung des Dorfes Lyngiádes, das nahe der Stadt Ioannina liegt, am 3. Oktober 1943 und die Ermordung eines großen Teils der Dorfbewohner. Er wurde 2018 produziert und 2020 von Konstantinidis für den Einsatz in der Bildungsarbeit von 101 Minuten auf 43 Minuten gekürzt (Original mit deutschen Untertiteln).

Worum geht es in dem Film „Der Balkon“?
Lyngiádes, ein Dorf in Nordgriechenland, wird wegen seiner exponierten Lage über dem See bei Ioannina der „Balkon“ genannt. Die Idylle war Schauplatz eines bisher kaum bekannten Massakers:  Am 3. Oktober 1943 überfielen ca. hundert deutsche Gebirgsjäger den Ort. Sie ermordeten 82 Dorfbewohner, überwiegend Kinder und alte Leute, und zerstörten fast alle Häuser. Die Ermordung unbeteiligter Zivilisten war eine sogenannte „Sühnemaßnahme“ für den gewaltsamen Tod des Regimentskommandeurs der Gebirgsjäger, Josef Salminger. Sein Tod wurde griechischen Partisanen zugeschrieben. 

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Jahrestag des Kalavryta-Massakers: Buchbesprechung «Athos der Förster»


Der Roman „Athos der Förster“ (griechischer Titel: Άθος, ο δασονόμος) von Maria Stefanopoulou ist ein fiktives Werk, das auf dem historischen Ereignis, dem Massaker von Kalavryta am 13. Dezember 1943 durch die deutsche Wehrmacht, basiert. Trotzdem ist es kein historischer Roman, weil die Frage nach der historischen Realität im Werk nicht verhandelt wird. Eine Buchbesprechung von Raphael Irmer.

Athos verlässt 1928, mit 18 Jahren, sein Dorf, um Forstwirt zu werden. Zusammen mit seiner Ehefrau Marianthi bekommt er zwei Kinder – Margarita und Giannos. 1939 übernimmt er das Forstrevier um Kalavryta. Bei dem Massaker, das am 13. Dezember 1943 die deutschen Besatzungstruppen dort begehen, werden er und sein Sohn Giannos erschossen. Während sich alle Buchcharaktere über den Tod Giannos einig sind, bezeugen die Mehrzahl der vorliegenden Berichte Athos´ Überleben. Seine Frau Marianthi findet den Leichnam ihres Sohnes Giannos, nicht aber den von Athos. Nach den Ereignissen in Kalavryta verlässt Marianthi mit ihrer Tochter Margarita Kalavryta und lebt in Athen. Lefki, Margaritas Tochter, wandert nach Boston in die USA aus, um Medizin zu studieren. Dort bekommt sie ihre Tochter Iokaste. Gemeinsam kehren sie 1987 nach Griechenland zurück. Iokaste lebt in Athen bei ihrer Großmutter Margarita, während Lefki nach Kalavryta zurückkehrt, um dort als Ärztin zu arbeiten. Iokaste studiert Literaturwissenschaft in Athen und arbeitet später an einem Theater. Marianthi wird früh dement und lebt fortan in einer Betreuungseinrichtung. Später stirbt sie an einem Herzinfarkt. 

Der Roman bestehend aus zwei Teilen
Die Texte des ersten Teils Aus Lefkis Nachlass nehmen keinen Bezug aufeinander. Es sind Selbstzeugnisse der Hauptcharaktere, geschrieben aus der Ich-Perspektive. Zu Wort kommen Athos, der Förster, seine Frau Marianthi, seine Tochter Margarita und ihre Tochter Lefki. Von Athos´ Sohn/Margaritas Bruder Giannos liegt kein Bericht vor. Daneben kommen weitere (Neben-)Charaktere zu Wort und ein auktorialer Erzähler, sodass es wechselnde Erzählperspektiven gibt. 

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Erinnern hinterfragen in Würzburg: Viel Arbeit für das gemeinsame Morgen

Nach den Einsteiger-Werkstätten „erinnern ermöglichen“ im September in Athen und Thessaloniki trafen sich Ende Oktober PraktikerInnen mit ersten Erfahrungen in der deutsch-griechischen Erinnerungsarbeit in Würzburg. Was bedeutet Erinnerungskultur in Deutschland? Was wird in Griechenland darunter verstanden? Wie diese beiden Welten zusammengehen, darüber diskutierten 20 Lehrkräfte und Fachkräfte aus der Bildungsarbeit.

Graphic Recorderin Johanna Benz aus Leipzig kam kaum hinterher als die TeilnehmerInnen der dritten Erinnerungs-Werkstatt des Deutsch-Griechischen Jugendwerks (DGJW) an dem grauen Montagnachmittag Ende Oktober ihre Erwartungen an den zweitägigen Austausch formulierten: Herausforderungen, Bedarfe, Schwierigkeiten und die unterschiedlichen Startpunkte in Deutschland und Griechenland beim Thema Erinnerungsarbeit wurden als Stichworte auf den Pinnwänden gesammelt. „Vernetzung“, „spannende Projektideen“ und „neue Perspektiven und Fragen“ stand auch dort.

Eingeladen zu dem Austausch in der Jugendbildungsstätte Unterfranken in Würzburg hatte das Projekt „erinnern für morgen“ des DGJW. Im April 2022 hatte die Auftaktkonferenz in Leipzig stattgefunden, im September zwei Werkstätten für EinsteigerInnen in die deutsch-griechische Erinnerungsarbeit in Thessaloniki und in Athen.

In Würzburg versammelten sich nun Lehrkräfte und Fachkräfte aus der Bildungsarbeit aus beiden Ländern, die bereits erste Erfahrungen mit dem Thema mitbrachten. Das Ziel: Pädagogische Ansätze kennenlernen, reflektieren und damit beginnen, gemeinsam an Methoden und Lösungen für das nächste Kapitel der deutsch-griechischen Erinnerungsarbeit zu arbeiten. Eine Frage werde sein, wie Erinnerungsarbeit in einer deutschen Migrationsgesellschaft aussehen kann – wenn klassische Herangehensweisen von Tätern und Opfern und den Nachfahren nicht möglich sind – und ein rassismuskritischer, multiperspektivischer Ansatz gewählt wird, erläuterte DGJW-Generalsekretär Gerasimos Bekas zu Beginn den Rahmen.

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Wanted: School from Berlin

History teacher Claire Venouziou who works at 8th General Lyceum in Ioannina in northwestern Greece is looking for a partner school from Berlin to start an exchange on remembrance issues, the co-existance of different communities, multicultural societies and social inclusion.

Agorayouth: You are teaching in a General Lyceum in Ioannina and already have experience with school exchanges. What profile does your school have?
Claire Venouziou: I am a teacher of Greek language, literature and history. I am interested in all kinds of cultural and historical projects that promote the co-existence between different communities and show the history of a city and their citizens. As all the other students in general schools our students are taught many different subjects as language, history, maths, physics, chemistry, economy or foreign languages.

What pupils will participate in the exchanges with Germany? Will the working language be English? 
Claire Venouziou: We are a general Lyceum and our students are aged 16 to 18 years. Some of them really like history, which is my favorite topic. So I would like to create exchanges dealing with historical aspects. We suggest to work on topics connected with multicultural societies and social inclusion. Ioannina is a city with great history during ages and we can focus on monumental places and their history. We prefer to exchange in English as working language because all of our students speak English.

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Zweite „Erinnern ermöglichen“-Werkstatt in Athen

Nach der ersten Erinnerungs-Werkstatt in Thessaloniki ging es für das DGJW weiter nach Athen: Vom 27. bis 29. September 2022 beschäftigten sich Fachkräfte in der griechischen Hauptstadt mit Möglichkeiten, Methoden und Perspektiven der deutsch-griechischen Erinnerungsarbeit. Auch standen Praxiseinblicke auf dem Programm, etwa vom Holocaust-Museum der Stadt Kalavryta sowie im Athener Gedenkort Korai 4.

Vom 27. September bis 29. September 2022 fand in Athen eine Werkstatt zum Thema „erinnern ermöglichen“ im modernen, zentral gelegenen Impact Hub Athens statt, organisiert und koordiniert vom Deutsch-Griechischen Jugendwerk (DGJW). Das zweitätige Programm war angereichert mit Diskussionen, Erfahrungsaustausch und der Planung eines fiktiven (oder in die Realität umzusetzenden) Austausches.

Die Einführung zum Thema mithilfe von Trainerin Andromachi Poulou begann mit der Auseinandersetzung mit grundsätzlichen Fragen nach Erinnerung, etwa, warum wir uns überhaupt erinnern müssen. Ziele der Jugendaustausche sollte mit Blick auf die Thematik Erinnerungskultur die Auseinandersetzung mit Erinnerungsorten, die Beschäftigung mit Zeugnissen des Holocaust und der Besatzungszeit von Griechenland sein.

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Auf den Spuren der Wehrmacht: Austausch zwischen Schulen aus Ioannina & Kaiserslautern

Das neue Schuljahr begann für 13 Schüler des Technischen Gymnasiums der BBS 1 Technik Kaiserslautern mit einer Reise nach Griechenland, um in Ioannina zusammen mit ihren Partnerschülern des 8. Allgemeinen Gymnasiums Ioannina die Verbrechen der deutschen Wehrmacht in der Region Epirus im Nordwesten Griechenlands aufzuarbeiten. Unter dem Motto „Memory, Acceptance, Solidarity“ war die Gruppe auf den Spuren der Geschichte unterwegs und besuchte das Märtyrerdorf Lyngiades.

Nachdem im April dieses Jahres die Schülergruppe des 8. Allgemeinen Gymnasiums Ioannina zum Austausch nach Deutschland gekommen war, um gemeinsam mit ihren Partnerschülern über die Verfolgung von Minderheitengruppen während der NS-Zeit zu arbeiten, stand von 10. bis 17. September die Reise der deutschen Schülerinnen und Schüler der 13. Jahrgangsstufe des Technisches Gymnasiums der BBS 1 Technik Kaiserslautern zu einer sehr intensiven Woche der Erinnerungsarbeit in Ioannina und Umgebung an.

Dem herzlichen Wiedersehen am späten Abend des Anreisetages folgte eine Einführung in die Geschichte der Stadt Ioannina, der Hauptstadt der Provinz Epirus, mitten in den Bergen an einem See gelegen, bei einer ausführlichen und mit sachkundigen Erläuterungen versehenen Stadtführung. Spuren einer langen Tradition der friedlichen Koexistenz der drei großen Religionen und Kulturen prägen bis heute die quirlige, weltoffene Stadt.

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Freiwilligendienst auf Kreta: Zurück in Deutschland (Teil 3)

Von Kreta zurück nach Berlin: Seit vier Wochen ist Carleen Rehlinger (19) zurück in Deutschland. Vor einem Jahr ging sie für ihren Freiwilligendienst nach Chania in die Etz Hayyim Synagoge, um sich mit dem Nationalsozialismus und seinen Auswirkungen auf die jüdischen Gemeinden der Insel zu befassen. Nun denkt sie ein wenig sehnsüchtig an ihre Zeit in Griechenland, auf die sie im dritten Teil dieser Serie zurückblickt.

Zu Ende ging mein Freiwilligendienst mit Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) mit dem Abschlussseminar auf dem Peloponnes – gemeinsam mit den vier anderen Griechenland-Freiwilligen. Es waren sehr schöne, aber ebenso traurige letzte Tage. Vor bester Kulisse gingen wir zum letzten Mal im Meer schwimmen. In einer traditionellen Taverne genossen wir das letzte Mal bestes griechisches Essen.

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Freie Plätze für Erinnerungsarbeit-Werkstatt Ende Oktober in Würzburg

Für die Werkstatt „erinnern hinterfragen“ des Deutsch-Griechischen Jugendwerks (DGJW) vom 24. bis 26. Oktober 2022 in Würzburg sind noch Plätze frei. Anmeldeschluss ist der 11. September 2022.

Die erinnern hinterfragen-Werkstatt des Deutsch-Griechischen Jugendwerks (DGJW) in Würzburg möchte erfahrenen Praktiker*innen der deutsch-griechischen Erinnerungsarbeit die Möglichkeit geben, sich über Bedarfe und Herausforderungen in der deutsch-griechischen Erinnerungsarbeit auszutauschen, zu reflektieren und gemeinsam an Methoden und Lösungen zu arbeiten. Zur Teilnahme eingeladen sind Fachkräfte, die bereits Erfahrungen im deutsch-griechischen Erinnerungskontext haben und sich proaktiv einbringen möchten. Die bereits gesammelten Erfahrungen müssen nicht an oder mit Projekten des DGJWs ge-/verbunden sein.

Vor welchen Herausforderungen steht die deutsch-griechische Erinnerungsarbeit? Welche Bedarfe ergeben sich daraus? Was macht eine gelungene Jugendbegegnung zur Erinnerungsarbeit aus?

Zur Anmeldung für die Werkstatt.

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