Brigitte Spuller schreibt über das fast vergessene Werk einer ungewöhnlichen Frau aus Göttingen.
Frau Schramm wurde 1900 als Ehrengard von Thadden geboren und starb 1985. Sie stammte aus einer pommerschen Adelsfamilie und war mit Percy Ernst Schramm, einem Historiker verheiratet. In ihrer Schulausbildung hatte sie Altgriechisch gelernt, bereiste Griechenland und verfasste mehrere Bücher über die griechische Geschichte. Sie war einige Jahre lang Ratsfrau in Göttingen und von 1959 bis 1967 Abgeordnete der SPD im niedersächsischen Landtag.
Bei einer ihrer Reisen in Griechenland hörte sie zum ersten Mal den Ortsnamen „Kalavryta“ und wie die deutschen faschistischen Besatzungstruppen dort (im Dezember 1943) und in vielen anderen Orten Massaker an der Zivilbevölkerung begangen hatten, die Ortschaften geplündert und viele davon in Schutt und Asche gelegt hatten. Obwohl sie von mehreren Seiten gewarnt wurde, dass es für sie als Deutsche gefährlich sein könnte, in diesen Ort zu fahren, besuchte sie noch im gleichen Jahr 1952 Kalavryta, um sich ein eigenes Bild von der Lage der Überlebenden dort zu machen.