Zwei Monate DGJW: Umfrage unter den Organisationen

Das Deutsch-Griechische Jugendwerk ist seit dem 1. April 2021 Realität. Was ist der erste Eindruck der Träger in Deutschland und Griechenland? Was läuft gut, was muss noch besser werden? Was wünschen sich die Organisationen? Teil Eins der Umfrage in der deutsch-griechischen Trägerlandschaft.

Das Deutsch-Griechische Jugendwerk (DGJW/ΕΓΙΝ) hat nach langen Verhandlungen am 1. April 2021 seine Arbeit in Leipzig und Thessaloniki aufgenommen und will den deutsch-griechischen Jugendaustausch und die Begegnung und Verständigung junger Menschen in Deutschland und Griechenland stärken und Fachkräfte der Jugendarbeit qualifizieren. Viele Organisationen und Träger in Deutschland und Griechenland begleiten den Prozess seit vielen Jahren und teilen auf agorayouth.com ihre ersten Eindrücke, Wünsche und Vorschläge.

Sebastian Maass. © agorayouth

„Wir sind sehr froh, dass das Deutsch-Griechische Jugendwerk nun endlich seine Arbeit aufgenommen hat. Wir planen für dieses Jahr zusammen mit unseren Partnern mehrere interkulturelle Mobilitätsmaßnahmen: ein Workcamp auf Samothraki, eine Teamer*innenausbildung, eine Grundausbildung zum Thema Sprachanimation und ein Fachkräfteprogramm zum Thema „Flucht“. Wir sind optimistisch, unter Einhaltung von Hygienemaßnahmen unsere Aktivitäten auch durchführen zu können. 

Die Eröffnung der beiden Büros haben wir mit Ungeduld erwartet, anfangs waren wir etwas überrascht über die Formulare: es gab viele logische Fehler, für die wir in den Partnerschaften Lösungen finden mussten. Aber während eines Zoom-Treffens kurz vor dem Abgabetermin hat sich alles aufgeklärt: Wir konnten ein engagiertes und kompetentes Team kennenlernen, das versucht hat, auf alle Probleme einzugehen. Diese Informationen habe ich innerhalb unserer Zentralstelle weitergegeben und hoffe auf viele neue Projekte auch wenn das Umfeld gerade nicht einfach ist. Wir freuen uns auf die zukünftige Zusammenarbeit – es ist sehr spannend zusammen die neue Struktur mit Inhalten zu füllen. Ich bin gespannt auf ein erstes Treffen.“

Sebastian Maass, Interkulturelles Netzwerk e.V.


Anastasia Sakavara. © privat

„Wir freuen uns unendlich, dass das  DGJW endlich gestartet ist. Die kurzfristig angesetzte Infoveranstaltung erwies sich als sehr hilfreich, um offene Fragen direkt beantwortet  zu bekommen. Gut funktioniert auch der Informationsaustausch über mehrere Kanäle und auch die Erreichbarkeit der Kollegen vor Ort und die ständige Aktualisierung der FAQs gefallen mir. 

Die Zweisprachigkeit stellt viele Träger vor Herausforderungen – die Zentralstellen in Deutschland benötigen eine Übersetzung der griechischen Anträge, dies wurde so nicht kommuniziert. Unsere Information war, dass die griechischen Partnerorganisationen ihre Texte auf Griechisch verfassen können. Eine Digitalisierung der Antragsformulare, am liebsten ein Online-Portal, wäre wünschenswert und würde uns Menschen in der Projektförderung den Alltag sehr erleichtern. 

Was unsere Projekte angeht, beschäftigen sich seit Januar 2021 Jugendliche aus Thessaloniki und Köln digital mit der Geschichte des Nationalsozialismus sowie historischen und gegenwärtigen Formen von Rassismus, Antisemitismus, Ausgrenzung und Diskriminierung. Es finden regelmäßige Workshops  über Zoom statt, auch ist die „Tour des Gedenkens – NS – Erinnerungsorte“ durchgeführt worden, Musikvideos inklusive Songtext zum Thema „Erinnerungsorte – wie war es damals, wie ist es heute“ und ein kurzer Dokumentarfilm sind entstanden und vor wenigen Tagen wurden die Ergebnisse des Austauschs bei Twitch präsentiert. Diese Kooperation wollen wir mit zwei analogen Jugendbegegnungen in den beiden Städten im Sommer und Herbst vertiefen, u.a. über künstlerische Auseinandersetzungen mit dem Thema übet Hip Hop Tanz, Musik und Trendsportarten wie Wakeboard, BMX Fahren und Skaten).“

Anastasia Sakavara, Vorstand POP Initiativgruppe Griechische Kultur in der BRD und Städtepartnerschaftsverein Köln-Thessaloniki & JUGZ Köln


© agorayouth

„Wir begrüßen die Einrichtung des DGJW, das wir von Anfang an als einer der wenigen Jugendorganisationen auch gefordert hatten. Den Standort Leipzig finden wir gut, ebenso Thessaloniki, weil es zu beiden Orten auch deutsch-griechische, historische Beziehungen gibt. Gut finden wir an den neuen Förderrichtlinien, dass die Altersgrenzen von normalerweise von 12 bis 30 Jahren realitätsgerechter als bisher gefasst sind. Trotzdem wird es in begründeten Fällen auch möglich sein, Austausche mit jüngeren Teilnehmer*innen durchzuführen.

Uns ist besonders auch der Austausch von alleinerziehenden Müttern/Vätern mit ihren kleinen Kindern wichtig. Der Qualitätssteigerung der Austausche förderlich ist auch die Bezuschussung von Vorbereitungs- und Auswertungstreffen. Der Realität angepasst sind die Honorare für Dolmetscherleistungen in beiden Ländern sowie die Anhebung der Tagessätze auf 35 Euro.

Die Wilde Rose hat bis Mitte September drei Jugendaustausche, eine Vorbereitung und einen Fachkräfteaustausch beantragt. Weitere Anträge für die Herbstferien sind in Planung – wenn uns die Pandemie nicht wieder einen Strich durch die Rechnung macht.“

Herbert Swoboda, Wilde Rose e.V.


© privat

„Ich freue mich sehr, dass das DGJW seine Arbeit nach langen Verhandlungen und Diskussionen aufnehmen konnte. Meine Kontakte in die Büros in Leipzig und Thessaloniki waren bisher gering. Einen ersten Eindruck vom Leipziger Team bekam ich während der digitalen Infoveranstaltung am 23. April 2021. Das Team wirkt jung und motiviert, die Herausforderungen anzupacken, die vor ihnen liegen. Ich wünsche mir eine gute und direkte Kommunikation zu den Büros und eine baldige Trägerkonferenz zum persönlichen Kennenlernen.

Wünschenswert wäre darüber hinaus eine enge Vernetzung zwischen den deutschen und griechischen Organisationen, um sich auszutauschen und voneinander zu profitieren. Das Gesamteuropäische Studienwerk, Euphoria (Griechenland) und Link (Italien) möchten dieses Jahr einen deutsch-griechisch-italienischen Jugendaustausch zum Thema Gedenken und Erinnern mit dem Titel „Unlocking Memories – Remembering the Past, Shaping the Future“ anbieten.“

Navina Engelage, Gesamteuropäisches Studienwerk e.V., Vlotho


„Aus der Schulperspektive scheinen mir folgende Punkte wichtig: Die Schulen setzten sehr viel Hoffnung auf die Förderung durch das DGJW, da die Austausche aufgrund der An-und Abreisekosten sehr kostspielig sind. Besser werden müsste – unserem Eindruck nach – die Förderung von deutschen Schüler*innen, wenn sie nach Griechenland reisen. Mehr als besser… sie müsste überhaupt erst einmal möglich sein! Die griechischen Schulen sind sehr dankbar für die Förderung; der Gegenbesuch aus Deutschland ist oft nicht gesichert, was sehr schade ist.

Wir wünschen uns außerdem im Gedenkbereich und bei der Thematik der Erinnerungskultur noch mehr Fachkräfteaustausche bzw. Seminare für Lehrer*innen, da die Thematik der Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges auf Griechenland (auch bei Lehrkräften) weitgehend unbekannt ist, die Schulen aber sehr großes Interesse an dieser Thematik für projektorientierte Schülerbegegnungen äußern.“

Bettina Münch-Rosenthal, Beauftragte für EU-Programme im Schulbereich der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Rheinland-Pfalz

👆 Die Umfrage ist Teil einer Reihe; der nächste Teil folgt kommenden Montag.

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