Im Frühsommer fand der erste vom Deutsch-Griechischen Jugendwerk geförderte Austausch zwischen zwei Schulen statt: Das Johannes-Scharrer-Gymnasium aus Nürnberg besuchte mit einer Schülergruppe das erste Gymnasium der Partnerstadt Kavala im Norden Griechenlands. Die Lehrkräfte Wolfgang Blum und Matoula Kamidou berichten auf agorayouth vom Theaterspielen im antiken Theater einer Ausgrabungsstätte, über Hürden in der Organisation eines solchen Austausches und welche Tipps sie anderen Lehrkräften mitgeben können.
Agorayouth: Die Schulpartnerschaft zwischen dem 1. Gymnasium Kavala und dem Johannes-Scharrer-Gymnasium Nürnberg hat sich vor über zwei Jahren entwickelt. Sollen Austausche dieser Art künftig regelmäßig stattfinden?
Wolfgang Blum: Ja, geplant sind jeweils ein Besuch und ein Gegenbesuch pro Schuljahr, jeweils mit Schülerinnen und Schülern der 8. und 9. Klassen.
Nürnberg und Kavala sind seit 1999 Partnerstädte. Haben Sie sich über diese Partnerschaft gefunden oder wie kam der Kontakt für den Austausch zustande?
Wolfgang Blum: Der Austausch ist die Fortsetzung eines Austausches der deutsch-griechischen Freundschaftsgesellschaft, an dem Schülerinnen und Schüler unserer Schule teilnahmen und den das Bundesfamilienministerium (BMFSFJ) finanziell unterstützt hatte. Zustande kam er über persönliche Kontakte. Auch der inhaltliche Schwerpunkt des Austausches mit Themen rund um Multikulturalismus, Immigration, Integration und Phänomene wie Fremdenfeindlichkeit versteht sich als Fortsetzung der früheren Aktivitäten. Diese Themen spielen an unserer Schule – wie in der gesamten Gesellschaft – eine große Rolle und werden auch immer wieder im Unterricht thematisiert.
Sie unterrichten Mathe, Physik und Theater. Was war Ihre Motivation, einen solchen Austausch ausgerechnet mit Griechenland zu organisieren?
Wolfgang Blum: Ich habe viel Erfahrung mit Austauschen allgemein und mit Griechenland, da ich an unserer Schule früher Comenius-Programme koordinierte und jetzt an einem Erasmus+-Projekt, unter anderem mit einer Schule im griechischen Volos federführend beteiligt bin. Leider sind meine Griechisch-Kenntnisse sehr beschränkt, aber die beiden KollegInnen, die Griechisch können, sind derzeit nicht an der Schule tätig, sodass ich gern eingesprungen bin.




Die Gruppe beim Austausch im Frühsommer umfasste 26 Schüler, vier Lehrer und einen Sprachmittler: Was für Schüler, Klassen oder Stufen waren bei dem Austausch dabei?
Wolfgang Blum: Wir hatten Ende 2019 griechische Schülerinnen und Schüler zu Besuch, doch dann kam Corona und der Gegenbesuch in Griechenland musste immer wieder abgesagt werden. Den Kern der Gruppe bildeten die Zehntklässler, die vor zwei Jahren als Achtklässler Gäste aufgenommen hatten. Manche der Gastgeber verloren auch das Interesse am Austausch. Die frei gewordenen Plätze wurden an Neunt- und Zehntklässler unserer Schule verteilt. Bewerben konnten sich alle Schülerinnen und Schüler dieser Klassenstufen – wir haben aus den Bewerbungen die überzeugendsten ausgewählt.



Neben Schuleinheiten und Gesprächen mit Kommunalpolitikern standen in Kavala Besuche in Museen und Austausche mit Geflüchteten, aber auch kreative Einheiten wie ein Theaterworkshop auf dem Programm. Was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Wolfgang Blum: Das Theaterspielen im antiken Theater einer Ausgrabungsstätte werden wir nicht vergessen – auch wenn der vom Griechischen ins Deutsche übersetzte Text schwer verständlich war. Ein anderes Highlight war der Abschiedsabend mit gemeinsamen Tänzen. Für die Schülerinnen und Schüler waren die vielen Gespräche mit ihren griechischen Partnerinnen und Partnern das Wichtigste. Alle Beteiligten waren vom ersten Moment an eine Gruppe, die jede Stunde des Tages gemeinsam verbrachte.
Haben Sie das Programm und den Austausch mit ihrer Kollegin hauptsächlich digital organisiert? Was waren neben den pandemischen Bedingungen Schwierigkeiten auf dem Weg bis zum Austausch?
Wolfgang Blum: Organisiert wurde digital, aber auch ganz viel per Telefon oder Skype. Eine große Schwierigkeit waren die Englisch-Sprachkenntnisse der beteiligten griechischen Kolleginnen. Ohne unsere Sprachmittlerin hätten wir den Austausch nicht durchführen können. Schwierigkeiten haben uns auch die komplizierten Förderbedingungen und Auszahlungsmodalitäten des Deutsch-Griechischen Jugendwerks (DGJW) bereitet.
Haben Sie Tipps für Lehrkräfte, die etwas ähnliches planen wollen an ihrer Schule?
Wolfgang Blum: Bei anderen Austauschen unserer Schule wohnen unsere Schülerinnen und Schüler immer bei Gastfamilien. Wegen der Corona-Pandemie übernachteten in Kavala alle gemeinsam mit den Lehrkräften im Hotel. Das hatte Vorteile: Die Gruppe zerfiel nicht in einzelne Teilgrüppchen, die sich mehr oder weniger gut verstehen, je nachdem welche Schülerinnen und Schüler zusammengewürfelt werden. Wir wurden vor unserem Hotel bei der Ankunft von unseren griechischen Gastgebern empfangen. Und von da an waren die deutschen und die griechischen Schülerinnen und Schüler unzertrennlich. Beim nächsten Besuch griechischer Schülerinnen und Schüler in Nürnberg wollen wir auch versuchen, sie in einem Hotel unterzubringen. Leider ist noch nicht klar, ob das nicht unseren Finanzrahmen sprengt.
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Συνέντευξη: Lisa Brüßler
Fotos: 1ο Γυμνάσιο Καβάλας
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