Solidarität in schwierigen Zeiten

Anna Bertels ist Deutsche und lebt seit 35 Jahren in Athen, verheiratet mit einem Griechen, lange Zeit berufstätig in deutschen Firmen. Seit ihrer Pensionierung hilft sie u.a. Flüchtlingen als Ehrenamtliche in der Evangelischen Kirchengemeinde Deutscher Sprache in Athen. Ihre Alltagsgeschichte zeigt, was Hilfsbereitschaft und Solidarität bewirken können.

„Ich möchte dieses Forum nutzen, um ein paar Eindrücke aus Athen zu schildern, die mich auch nach 35 Jahren in Athen überrascht und vor allem gefreut haben. Im Rahmen meiner ehrenamtlichen Arbeit betreue ich zurzeit einen 12-jährigen Jungen aus dem Irak, der bei seiner Ankunft in Athen – unter furchtbaren Umständen – von seiner Familie getrennt wurde.  Zu seiner Mutter, die mit den zwei Geschwistern in Deutschland angekommen ist, hat er immerhin telefonischen Kontakt. Der Familie wurde in Deutschland Asyl gewährt.

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Die Deutsche Anna Bertels lebt seit 35 Jahren in Athen Foto: Privat

„Die Deutschen Botschaft betreut den Fall sehr kompetent. Sicher sind noch viele Formalitäten zu erledigen. Doch unsere Ansprechpartner sind hilfsbereit.“

Der 12-Jährige wohnt zusammen mit jungen Irakern – obwohl der Begriff „Wohnen“ übertrieben ist. Sie leben illegal hier und wollen Griechenland sobald wie möglich verlassen. Daher eilt die Zusammenführung des Jungen mit seiner Mutter und den Geschwistern besonders, denn er wurde hier zurückgelassen. Ich habe Kontakt zu der Anwältin der Mutter und zur Deutschen Botschaft, die den Fall sehr kompetent übernommen hat. Sicher sind noch viele Formalitäten zu erledigen. Doch unsere Ansprechpartner sind hilfsbereit.

Kürzlich wurde der Junge in einem der großen Kinderkrankenhäuser auf ansteckende Krankheiten untersucht, ich habe ihn dabei begleitet. Dort – wo schwierige Umstände herrschen, wie fast überall in diesem Land – arbeitet eine Bekannte von mir als Ärztin auf der Intensivstation, die sich sofort bereit erklärte, den Jungen ohne bürokratische Umwege zu untersuchen.

Beim zweiten Besuch, wo der Tuberkulose-Test abgelesen wurde, brachte ich den Ärzten ein paar süße Kleinigkeiten mit. Es war große Freude, weil an diesem Tag auf der Station, wo ein Kind entlassen werden konnte, eine „Verlobungsfeier“ stattfand.

Ja, richtig gehört, denn auch ich war erst einmal irritiert, wurde dann aber aufgeklärt: Ein genesendes Kind hatte während der schwierigen Behandlungszeit ein großes Vertrauen zu einem der behandelnden Ärzte entwickelt, der ihm einen Ring „zur Genesung“ geschenkt hatte. Das Mädchen trägt ihn ständig. Am Tag der Entlassung nun wollten Ärztinnen und Ärzte mit den kleinen Patienten seine Entlassung feiern. So kamen meine Kleinigkeiten im richtigen Moment.

Ich war gerührt, mehr kann ich nicht sagen.“

Anna Bertels ist eine von vielen Menschen, die sich bei uns gemeldet hat, um das entstehende Deutsch-Griechischen Jugendwerke mitzugestalten. Melden auch Sie sich gerne bei uns. Hier erreichen Sie uns. 

Zu ihren Beweggründen schrieb Anna Bertels:
„Mit großem Interesse verfolge ich die Vorbereitungen für die Schaffung eines Deutsch-Griechischen Jugendwerks. Diese Idee gefällt mir sehr, denn auf diesem Wege könnten Begegnungen, Einsätze zwischen Jugendlichen auf vielen Ebenen das sehr gespannte Verhältnis zwischen Griechen und Deutschen verbessern. Und vor allem käme eine Unterstützung – in welcher Form auch immer – dort an, wo sie gebraucht wird.“

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Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Nicht-kommerziell – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz.

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