An dem Fachtag „Erinnerungsarbeit im deutsch-griechischen Jugendaustausch“ in der Gedenkstätte Ravensbrück setzten sich Fachkräfte und Akteure der Jugendarbeit aus beiden Ländern mit dem Thema auseinander. Erste Impressionen.
Albert Klein-Reinhardt eröffnete den Fachtag mit einer persönlichen Geschichte aus dem griechischen Opferdorf Chortiatis, das er mit einer Delegation im vergangenen Sommer besucht hatte. In Vorbereitung auf diesen Besuch habe er sich noch einmal sehr intensiv „mit den eigenen Fragen an die deutsche Geschichte“ beschäftigt. „Von Eltern und Großeltern gab es damals nicht viele Antworten“, sagte Klein-Reinhardt vom Jugendministerium. Die Kriegsverbrechen in Griechenland seien zu der Zeit nicht thematisiert worden.
In dem Opferdorf habe eine Diskussion mit Jugendlichen und Gemeindemitgliedern stattgefunden, erzählte Klein-Reinhardt. „Und wir haben erfahren, dass für die Menschen in Chortiatis die Wahrheit noch nicht deutlich genug ausgesprochen ist.“ Er berichtete von einer „großen Skepsis“ gegenüber einem Deutsch-Griechischen Jugendwerk.
Dieser Tatsache müsse man sich bewusst sein, wenn man einen Austausch zwischen Deutschland und Griechenland intensivieren wolle. „Wir müssen uns dieser Verantwortung stellen“, sagte Klein-Reinhardt in Bezug auf die Kriegsverbrechen und Deportationen der Wehrmacht in Griechenland. „Wir dürfen aber dabei nicht stehen bleiben“, sagte er weiter. Man müsse Unrecht in der Gegenwart erkennen, damit es nie wieder zu Rassenhass komme. „Wir müssen alles dafür tun, damit derartiges Gedankengut aus unserer Gesellschaft verbannt wird“, sagte er weiter.
„Internationale Jugendarbeit kann für diese Kriegsverbrechen nicht entschädigen, aber das ist auch nicht ihr Ziel“, sagte Klein-Reinhardt. Durch die Errichtung eines Jugendwerkes sei es aber möglich geworden, sich mit der Aufarbeitung diesen Teils der gemeinsamen Geschichte intensiv zu beschäftigen und sie in eine breite Öffentlichkeit zu tragen.
Der Fachtag fand in Zusammenarbeit mit der Fachstelle für internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V. (IJAB) und der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück Fürstenberg (Havel) am 6. und 7. April statt.
Wichtiger Bestandteil des Fachtages waren vier Workshops zu den folgenden Themen:
- Gedenkstättenkultur in Deutschland und Griechenland
- Chancen multilateraler Jugendbegegnungen zur Erinnerungsarbeit
- Konfliktpotential und Dynamik in deutsch-griechischen Jugendbegegnungen
- Fachkräftequalifikation zum Thema Erinnerungsarbeit
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2 Gedanken zu “Perspektiven einer deutsch-griechischen Erinnerungsarbeit”