Bei ihrer täglichen Arbeit merken sie, wie die Menschen in Griechenland leiden: Die Organisation „Ärzte der Welt“ kümmert sich um die Vergessenen – Arme, Obdachlose, Flüchtlinge – und versorgt sie medizinisch. In den Krankenstationen könnten in Zukunft auch deutsche Freiwillige arbeiten.

Das Elend steckt in einer Zahl, versteckt auf einem Slide der Powerpoint-Präsentation: 34 Prozent. Dieser Anteil an Bedürftige, die im vergangenen Jahr in die Krankenstationen von „Ärzte der Welt“ kamen, waren Griechen. Die Organisation kümmert sich dort um sie. Untersucht Wunden oder verteilt Medikamente. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der griechischen Bedürftigen drastisch angewachsen.

Schon morgens stünden die Bedürftigen Schlange, um in der Athener Krankenstation behandelt zu werden, erzählt Michail Kalavritinos. Der Orthopäde aus Kleve stellt die Organisation der deutschen Delegation bei ihrem Besuch in Athen vor. Regelmäßig fährt er in seine Heimat Griechenland, um Menschen zu behandeln, die sich keine medizinische Versorgung leisten können. Pro Tag kommen etwa 200 Kranke in die Einrichtung in Athen.

„Wir haben mehr getan als jede Regierung“

Der Arzt erlebt das Leiden der griechischen Familien bei seiner täglichen Arbeit. „Viele der Familien müssen schon länger ohne Elektrizität leben“, sagt Kalavritinos.  Die Zuzahlungen für Medikamente können sie sich einfach nicht mehr leisten, unzählige Kinder werden jedes Jahr in den Stationen geimpft – auch weil das Geld der Eltern nicht reicht. „Wir haben mehr getan als jede Regierung“, sagt Kalavritinos selbstbewusst.

Abgeschnitten von medizinischer Versorgung

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Der Arzt berichtet der Delegation von einer „sozialen Krise“.

In der mehrstöckigen Station lässt sich die Arbeit in jeder Etage bestaunen: In einer kommen Flüchtlinge unter, in einer anderen sind Rationen für Essenpakete gelagert und in einer Dritten lagern die Medikamente. Im ersten Stock gibt es außerdem eine Zahnarzt-Praxis. Parallel zu verschiedenen Stationen bietet die Organisation auch noch mobile Einheiten an, die Menschen auf dem Land versorgen.

Alex Souvatzis von den „Ärzten der Welt“ schildert die dramatische Lage: Oft sei die medizinische Versorgung in ländlichen Regionen so schlecht, dass Kranke oder Verletzte es nicht bis in das 150 Kilometer entfernte öffentliche Krankenhaus schaffen würden. Dafür hat die Organisation extra Fahrzeuge mit medizinischer Ausrüstung vorbereitet. In anderen Stationen helfen sie Obdachlosen – und geben ihnen eine Unterkunft.

Junge Menschen helfen mit
Möglich ist die Arbeit durch private Spenden – zum Beispiel von Unternehmen. Und viel Engagement ist auch im Spiel. „Ehrenamtliche Arbeit ist in Griechenland nicht so populär“, berichtet Souvatzis. Trotzdem würden engagierte junge Menschen etwa bei ihnen als Krankenschwestern und Pfleger helfen.

Freiwillige junge Menschen könnten auch in Zukunft aus Deutschland kommen, um in den Krankenstationen von „Ärzte der Welt“ zu helfen. Es wäre ein Ort, an dem die jungen Menschen die Probleme des Landes verstehen würden.

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Foto: Caspar Tobias Schlenk

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