Andere im Anderssein annehmen, sich austauschen und inspirieren lassen – bei Freizeit und Sportaktivitäten, aber auch im Alltag. Die Euro Jugend in Aachen begann mit Angebotene für Kinder und Jugendliche aus den Niederlanden, Belgien und Deutschland – mittlerweile gehören internationale Begegnungen fest zum Programm – so fest, dass sogar eine Zweigstelle auf der griechischen Insel Lefkada entstanden ist.
Agorayouth: Frau Kotulla, Sie sind Geschäftsführerin der Eurojugend Aachen und selbst Sozialpädagogin. Könnten Sie den Verein, den es ja mittlerweile schon 40 Jahre gibt, kurz vorstellen?
Susanne Kotulla: Euro Jugend in Aachen macht Angebote für Kinder, Jugendliche und Fachkräfte der Jugendarbeit in den Bereichen Freizeit, Ferien, Bildung und Begegnung. Bei der Gründung war die Begegnung von Kindern und Jugendlichen aus den Niederlanden, Belgien und Deutschland noch keine Selbstverständlichkeit. Inzwischen sind internationale Begegnungen innerhalb und außerhalb Europas entstanden und Kinder aus zahlreichen Herkunftsländern besuchen täglich unser Kinder- und Jugendforum. Den anderen im Anderssein annehmen, sich austauschen und inspirieren lassen: Das ist unser Beitrag zu einem Europa des Friedens.
Welche Projekte und Aktivitäten bieten Sie an?
Wir richten uns mit Angeboten in den Bereichen Freizeit, Bildung und Begegnung an 6 bis 16-Jährige: Wir haben sowohl Schulkooperationen als auch offene Angebote der Kinder- und Jugendarbeit wie etwa Theater, Klettern, Zirkus, Werken und es gibt Ferienangebote wie Ferienspiele, Radiowochen, -camps und internationale Begegnungen. Ab 15 Jahren bieten wir auch Jugendleiterschulungen an. Auch richten wir uns mit unserer Praxisausbildung und den Grund- und Aufbaukursen Radioproduktion an pädagogische Fachkräfte (Erzieher/innen, Lehrer/innen, Sozialpädagogen/innen) sowie an Multiplikatoren im Bereich erlebnispädagogische Aus- und Fortbildung und Natursportarten.

Inwiefern hat sich Ihre Arbeit –pandemiebedingt– verändert?
Im vergangenen Corona-Jahr haben wir, wenn immer möglich, alle wöchentlichen Gruppentreffen live vor Ort stattfinden lassen, auch Ferienspielangebote und unser Sommercamp in Griechenland haben stattgefunden, natürlich unter Einhaltung der zu dem Zeitpunkt geltenden Regeln. Im ersten Lockdown im März /April konnten nur die Ganztagsangebote für Schulkinder als Notgruppen weiterlaufen, ab Mai konnten dann wieder alle Angebote regulär mit Mund-Nasenschutz stattfinden.
Seit Dezember und den verschärften Lockdownregeln finden die wöchentlichen Gruppentreffen online als Videokonferenzen statt. Hier wird gespielt, sich ausgetauscht, zusammen gekocht, Theaterspiele gespielt etc. Wir hoffen, dass Ferienspielangebote zumindest in dem Rahmen möglich sind, der auch im Sommer und im Herbst des vergangen Jahres gesetzt wurde.
Sie haben eine Zweigstelle auf der ionischen Insel Lefkada in Vasiliki – was muss man sich unter „Zweigstelle“ genau vorstellen und wie kam es dazu?
Seit 1996 führen wir Sommercamps in Griechenland durch – in den ersten Jahren als lange Rundreisen mit wenig Gepäck, Gaskochern im Bulli und Surfboards auf den Bullidächern. Im Jahr 1999 hat eine zufällige Begegnung auf einer unserer Rundreisen mit Jugendlichen dazu geführt, dass wir im darauf folgenden Jahr ein kleines Surfcenter mit Strandküche und Übernachtungsmöglichkeit eröffnet haben. Von da an wurden die regelmäßigen Sommercamps für Jugendliche erweitert um Fortbildungs- und Trainingscamps für Multiplikatoren der Jugendarbeit. Die Fülle der Maßnahmen und auch die Anmietung des Grundstücks für den Betrieb des Surfcenters machten die Gründung einer Zweigstelle der Euro Jugend, als Schwerpunktbetrieb für Wassersportaktivitäten in den Sommermonaten notwendig.
2021 planen Sie ein griechisch-deutsches Trainingscamp, das „Abenteuer, Risiko, Wagnis-Wasser- und Natursportarten in der Jugendarbeit“ heißt – worum soll es dort gehen neben Surfen, Segeln, SUP & Co?
Es geht um Grenzerfahrung und die Übertragbarkeit auf Situationen und Angebote im Rahmen der Jugendarbeit. Wo ist meine Grenze? Wie erlebe ich mich an der Grenze? Wie kann ich meine Erkenntnisse in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen anwenden? Gleichzeit geht es um das Know-how für erlebnispädagogische Angebote mit dem Schwerpunkt Wassersport. Als Wassersportcenter des Verbands Deutscher Wassersport Schulen e.V. (VDWS) können die Teilnehmer Grundscheine in Katamaransegeln und Windsurfen, also eine theoretische und praktische Prüfung, ablegen. Diese ist international an den rund 400 Wassersportcentern, die dem VDWS als Dachverband angeschlossen sind, anerkannt.
Teilnehmen können pädagogische Fachkräfte (Erzieher/innen, Lehrer/innen, Sozialpädagogen und -pädagoginnen und vergleichbare Qualifikationen) sowie erfahrene Jugendleiter/innen.
Mit wem arbeiten Sie denn bisher in Griechenland zusammen? Würden Sie gern noch aktiver im deutsch-griechischen Kontext werden?
Unser Partner im Rahmen der Non-profit Arbeit vor Ort in Lefkada ist die Organisation „soldarity tracks“. Grundsätzlich sind wir offen für weitere Partner, hoffen aber zunächst einmal, dass unsere für dieses Jahr geplante Austauschmaßnahme für Multiplikatoren stattfinden kann.
Wir hoffen aktuelle in besonderem Maße, dass alle Kinder und Jugendlichen schnell wieder Zugang haben zu außerschulischen Angeboten. Viele kommen mit der aktuellen Situation und den Einschränkungen vielleicht ganz gut zurecht. Sorge machen uns die Kinder und Jugendlichen, die außer digitalen Treffen und der Schule (auch die zumeist nur online) keinerlei Ausgleich haben und deren Sorgen und familiäre Probleme aktuell vielfach nicht wahrgenommen werden und die so eventuell keine Hilfe erfahren.
Interview: Lisa Brüßler
Fotos: Euro Jugend e.V. Aachen
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