Das Jahr der digitalen Austausche

2020 war für den deutsch-griechischen Jugendaustausch ein Jahr der guten Nachrichten, aber bedingt durch die Corona-Pandemie auch eines der vielen Absagen. Am 4. Dezember kamen 57 Akteure aus dem deutschen Trägerspektrum bei der Veranstaltung „Wege der Begegnung im deutsch-griechischen Jugendaustausch“ online zusammen, um Bilanz zu ziehen und einen Blick in die Zukunft zu werfen.

Die Corona-Pandemie hatte auch Auswirkungen auf den deutsch-griechischen Austausch. Jugendaustausche waren davon mehr betroffen als Fachkräfteaustausche. Agnes Nguyen von der Landesvereinigung kulturelle Jugendbildung Sachsen und Heiko Engel von der Turngemeinde in Berlin 1848 berichteten von Austauschen, die dennoch stattfinden konnten. „Das hängt auch mit der Improvisationsfähigkeit der Griechen zusammen“, sagte Engel. Ein gemeinsames Fazit der beiden: Die Eltern müssen das Vertrauen haben, dass ein Austausch wirklich sicher ist. Dazu seien viel Kommunikation und Transparenz nötig.

Sascha Düx von ROOTS & ROUTES Cologne wählte einen anderen Weg. Seine Partner in Italien und Griechenland entschieden sich für einen hybriden Austausch: Die Teilnehmenden aus jedem Land trafen sich jeweils vor Ort physisch, der Austausch in Workshops mit den Partnerländern, die Kommunikation und die Entwicklung eines gemeinsamen Videos wurden mit vielfältigen digitalen Medien ermöglicht. Das Ergebnis könne überzeugen, Düx sieht aber auch Schwierigkeiten: „In einer gemischten Gruppe können wir Spannungen schnell abbauen. Hier mussten wir erleben, dass sich Konflikte manchmal entlang von Nationalitäten entwickelten, weil wir uns nicht jederzeit Feedback geben konnten.“

Auch die Unterstützung des deutsch-griechischen Austauschs durch IJAB war von Absagen gekennzeichnet. Immerhin: Es fand ein Online-Seminar zur Sprachanimation statt. Bettina Wissing stellte Beispiele daraus vor. Auch die Erinnerungskarte, die Orte deutscher Kriegsverbrechen dokumentiert und für den Jugendaustausch erschließt, konnte erweitert werden. Sie umfasst nun 80 statt ehemals 30 Erinnerungsorte.

Wie geht es den griechischen Partnern?

Panos Poulos (Filoxenia)

Panos Poulos ist Gründungsmitglied von Filoxenia, einem Verein, der unter anderem ein Gästehaus für Jugendaustausche in der Nähe von Korinth betreibt. Als Mitglied der griechischen Vereinigung der Jugendarbeiterinnen und -arbeiter hat er Einblick in den Zustand der griechischen Träger. „Wir Griechen sind krisenerprobt“, sagt er. Anders als in Deutschland gebe es keine Proteste gegen vorgebliche Bevormundung bei staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie.

Weiter sagte er, der Zustand einiger Träger sei bedenklich. In Griechenland gibt es keine staatliche Grundförderung für die Jugendarbeit. Viele Organisationen hängen ausschließlich von europäischen Fördermitteln ab. Bleiben die aus, weil keine Aktivitäten durchgeführt werden können, drohe das Aus. „Das trifft vor allem auf die Organisationen und Vereine zu, die erst in den letzten Jahren entstanden sind – ihnen mangelt es an Erfahrung“, sagte Poulos. Das Deutsch-Griechische Jugendwerk (DGJW) ist ihm auch deswegen so wichtig, weil erstmals staatliche Mittel in die Jugendarbeit fließen werden.

Die Inhalte seines Vortrags können Sie hier ausführlich nachlesen.

Die deutschen Partnerorganisationen kennen die finanziellen Nöte ihrer griechischen Kolleginnen und Kollegen. Mehrfach wurde in der Diskussion der Ruf laut, die griechischen Partnerorganisationen in die Förderung einzubeziehen. Es gehört zu den Zielen Internationaler Jugendarbeit, Menschen zur Empathie füreinander zu befähigen. Im deutsch-griechischen Austausch ist das offenbar geglückt.

Quelle: IJAB.eV. und PNJ.de

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