Bunte Flyer, Poster und Sticker schmücken den Kellerraum der Jugendherberge in Köln. Mehre Tische sind aneinander gereiht, Infomaterialien liegen bereit und langsam füllt sich der „Markt der Möglichkeiten“ auch mit Besuchern. Hier soll es am Abend des zweiten Tages die Chance geben, einen Überblick über die Vielzahl an Jugendprojekten zu gewinnen und einzelne Aktionen genauer kennenzulernen. Hinter und vor den Infotischen stehen dafür die jeweiligen Ansprechpartner der Projekte für Fragen bereit. Mit zwei von ihnen haben wir gesprochen.
Felix Heins’ Engagement in der Geflüchtetenhilfe in Griechenland hat auf Lesbos begonnen, heute arbeitet er bei der Organisation Arsis in der Epirus-Region. Von juristischer Hilfe, über psychosoziale Hilfe bis hinzu „child friendly spaces“ und Sprachunterricht setzt die Arbeit von Arsis überall dort an, wo gerade akut Hilfe benötigt wird, erzählt er.
Und helfende Hände werden hier immer benötigt: „Momentan bedeutet die aktuelle Situation noch einmal mehr Arbeit, da mehrere hundert Leute von den Inseln nach Epirus verlagert wurden. Da versuchen wir natürlich die Neuankömmlinge entsprechend zu versorgen, mit dem was gerade notwendig ist und die Kapazität von Camps und Teams zu erhöhen“, berichtet Felix. Obwohl er erst seit März mit im Projekt ist, fühlt er sich wohl: „Ich bin sehr gerne bei Arsis. Dadurch, dass sie schon seit 25 Jahren in Griechenland sind, haben sie das notwendige Knowhow und die Vernetzung vor Ort, so dass ich sehr viel lernen kann.“
Inklusion: Projekte inklusive gestalten
Und natürlich will er auch selbst seinen Beitrag für erfolgreiche Projekte leisten: Besonders wichtig ist ihm dabei, dass Jugendprojekte inklusiv gestaltet werden. „Im Moment gibt es sehr viele exklusive Programme: Wir haben Geldgeber, die für Flüchtlinge Geld geben, wir haben Geldgeber, die gerade in der Jugendarbeit eher auf eine griechische Jugend abzielen. Ich denke, dass wir beim Jugendwerk noch mal ein bisschen Werbung dafür machen können, dass wir alle Gruppen einer Gemeinschaft zusammen als Ganzes betrachten und entsprechend Programme und Projekte anbieten, die allen zu Verfügung stehen.“ Die Jugendzentren von Arsis, die für alle Gruppen offen sind, können ein Beispiel dafür sein, sagt er: „Dort habe ich mit chinesischen Migranten, mit Flüchtlingen und mit Studenten aus dem Ausland zusammen Griechisch gelernt und nachmittags selbst Unterricht für Deutsch und Englisch angeboten. Arsis kann da mit seinem Knowhow einen Beitrag leisten, aber vor allem auch zeigen, dass diese inklusive Projekte funktionieren können.“
Ein kleiner Ball macht einen Unterschied
Ein weiteres Projekt, in dem Inklusion eine entscheidende Rolle spielt, ist Youthorama. Was einst als Schachclub begann, ist heute eine Organisation mit Jugendprojekten in ganz Europa. Die neueste Aktion: Ein kleiner Ball für blinde Kinder, den die Organisation durch Spenden weltweit zur Verfügung stellen will. Dem Leiter der Organisation, selbst Schiedsrichter für Blindenfußball, war aufgefallen, dass die gängigen Bälle viel zu groß für Kinder sind. Nun gibt es also den ersten kleinen Ball für blinde Kinder weltweit. Aber die Projekte sollen nicht nur für blinde Kinder zugänglich sein: „Auch wenn es natürlich eine Unterstützung für blinde Menschen ist, hilft es auch nicht-blinden Menschen, deren Situation besser nachzuvollziehen“, erzählt Alkmini Ouralidou, die das Projekt in Köln vorstellt.
Mithilfe von Sichtmasken wird auch nicht-blinden Spielern das Augenlicht genommen. „So können sie sich in die Situation der Blinden hineinempfinden und fühlen, was sie fühlen. Das ändert sicher ihren Umgang oder ihr Verständnis für Menschen mit Behinderung, da sie so ihre Herausforderungen besser verstehen“, meint Alkmini. Für diese Verständigung und Begegnung sei Sport eine nützliche Methode: „Sport hat die enorme Kraft uns durch ein gemeinsames Ziel zu verbinden. Er bringt uns dazu, mit anderen Menschen gemeinsam zu spielen und strategisch in einer Gruppe zu agieren.“
Ob gemeinsames Sprachenlernen, Sportmachen oder Theaterspielen – die Art des Zusammenkommens ist vielfältig. Das zeigt der Markt der Möglichkeiten. Und das auch Singen Menschen verbinden kann wird wenig später im Nebenraum deutlich: Beim gemeinsamen Karaoke-Abend.
Text und Fotos: Marlene Resch