Anfang August war es bereits zum vierten Mal soweit: 34 Jugendliche vom Kinder- und Jugendzirkus Cabuwazi in Berlin-Treptow trafen sich mit Jugendlichen aus Mirtos auf Kreta für ein soziales Zirkusprojekt mit dem Titel „shape shifters – Verwandlungskünstler Natur“.
Insbesondere Jugendliche, die keinen Zugang zu weiterführenden Bildungsangeboten und Angeboten der Kinder und Jugendarbeit haben sollen mit dem Jugendaustauschprogramm erreicht werden. Denn beiden Jugendgruppen ist die Prägung von Perspektivlosigkeit, drohender oder existierender Arbeitslosigkeit und Resignation nicht fremd. Ein zentrales Ziel ist auch der Abbau von Intoleranz und rechtsgerichtetem Gedankengut: Viele der Jugendlichen setzten sich zum ersten Mal mit anderen Kulturen und Denkweisen auseinander und lernen, sich kritisch mit den eigenen Vorurteilen zu beschäftigen – und das mit den künstlerischen Mitteln des Zirkus, Sports, Tanzes, der Musik und der Kunst. Entstanden ist dabei auch ein Video:
Bereits seit 2014 besteht die Kooperation zwischen Cabuwazi Treptow und dem griechischen Partner Youthnet Hellas. Bislang hat sie zu vier erfolgreich durchgeführten internationalen Jugendbegegnungen geführt. Unter den Titeln „Learn2 fly“, „Learn and Jump“ und „Learn to Upcycle“, erhielten die Jugendlichen in den vergangenen Jahren die Möglichkeit, die jeweils andere Lebenswelt intensiv kennenzulernen, ein besseres Verständnis für das Partnerland zu entwickeln und konstruktiv und zielführend ein gemeinsames Projektergebnis zu erarbeiten. Die vier unterschiedlichen Konzepte bauten jeweils aufeinander auf und verarbeiteten die Ergebnisse und Wünsche der vorhergegangenen Begegnung.
Was hat Ökologie mit mir zu tun?
Bei der internationalen Begegnung „Shape Shifters – Verwandlungskünstler*innen“ wurde eine futuristische Performance entwickelt , die mit zirzensischen und künstlerischen Mitteln die Visionen der 17 griechischen und 17 deutschen Jugendlichen zur Metamorphose der Menschheit an eine sich ständig verändernde Umwelt aufzeigt: Wohin geht die Entwicklung der Menschheit, wie sieht die Welt in 25, 50 oder 100 Jahren aus? Wie wollen wir leben?
Die Jugendlichen sind in unterschiedlicher Art und Weise mit ökologischen Themenfeldern konfrontiert, die politischen Debatten über den stetigen Klimawandel sind beängstigend und verunsichernd. Klimawandel, Umweltschäden, Bienensterben, Diskussionen über Wasserrechte, Massentierhaltung, Verschmutzung durch fossile Brennstoffe usw. betreffen alle und gemeinsam sind sie von vielfach anonymen, politischen Entscheidungen abhängig, die maßgeblich die Zukunft der Jugendlichen bestimmen.
Den teilnehmenden Jugendlichen wurde dadurch bewusst, wie unterschiedlich die Realitäten der beiden Kooperationspartner sind: Nicht nur die Verortung in ruralen und urbanen Lebensräumen und die individuelle Anpassung an die jeweils anders vorhandenen Ressourcen wurde reflektiert, auch die unterschiedliche Auswirkung internationaler Entwicklungen auf das jeweilige Lebensumfeld wurden wahrgenommen und problematisiert.
Die Folgen der internationalen Finanzkrise trafen Griechenland und insbesondere die ländlichen Gebiete dort weitaus härter, was zu einer Modifizierung der Handlungsstrategien im Alltag geführt hat. Durch die sozial- und wirtschaftspolitische Schieflage des ganzen Landes wurden für die Menschen Selbstorganisation, Selbstversorgung und eigenverantwortliches und gemeinschaftliches Handeln in allen Bereichen des täglichen Lebens überlebensnotwendig. Im selben Maße wuchs die Abhängigkeit vom unmittelbaren Lebensumfeld und dessen natürlichen Ressourcen. Auswirkungen in dieser Vehemenz verspürten die Berliner Jugendlichen dagegen kaum.
Hier geht es zur Langversion des Filmes und hier zum Flyer der ShapeShifters-Finalshow des Projektes.
Quelle: Cabuwazi Berlin Treptow
Fotos: Britta Niehaus
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