Erst vor kurzem wurde bekannt, dass Köln nicht der deutsche Sitz des sich in der Gründung befindenden Deutsch-Griechischen Jugendwerks wird: Die Wahl fiel stattdessen auf die Stadt Leipzig, die –so wie Köln auch– eine Städtepartnerschaft mit dem nordgriechischen Thessaloniki unterhält. Dennoch unterzeichneten die Bürgermeister beider Städte im historischen Rathaus Kölns ein Abkommen zur Intensivierung des Jugendaustauschs zwischen beiden Städten.

Nur eineinhalb Jahre nach dem letzten Jugendforum in Thessaloniki war die Wahl für das 3. Deutsch-Griechische Jugendforum auf die Stadt Köln gefallen, die parallel zum Jugendforum vom 22. bis 25. Oktober etwas Besonderes zu feiern hatte: Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Thessalonikis Bürgermeister Giannis Boutaris unterschrieben ein städtepartnerschaftliches Kooperationsabkommen im Bereich Jugend zum 30-jährigen Städtepartnerschaftsjubiläum der beiden Städte. In Köln, einem Zentrum der Interkulturalität, in dem sich viele griechische Spuren finden lassen, wolle man den Dialog zwischen den 120 Vertretern aus Organisationen aus beiden Ländern in der aktiven städtischen Szene des internationales Jugendaustauschs fördern, sagte Moderatorin Nadia Zaboura.

Den Dialog intensivieren
„Ich bin überzeugt, dass wir den Austausch über viele Jahre hinweg ermöglichen können. Wir haben hier die POP-Initiativgruppe Griechische Kultur und FILIA, den Städtepartnerschaftsverein mit Thessaloniki, die sehr aktiv sind“, sagte Oberbürgermeisterin Reker bei der Unterzeichnung des Jugendpartnerschaftsabkommens. „Ich war schon überrascht, dass Leipzig der Sitz des neuen Deutsch-Griechischen Jugendwerks werden soll“, sagte sie weiter im Hansasaal des Kölner Rathauses, sie sende aber Glückwünsche nach Leipzig. „Wir sind heute noch stolzer drauf, obwohl wir unsere Partnerstadt als Sitz des Jugendwerks verloren haben, dass der Dialog intensiver geworden ist – insbesondere wenn die Unterzeichnung des Abkommens mit so einer Wärme erfolgt, wie hier“, sagte auch Boutaris. Mit Leipzig, die bereits seit 1984 Partnerstadt von Thessaloniki ist, mischen sich nun die Karten neu.

DSC_1711Man habe sich die Entscheidung für Leipzig nicht leicht gemacht, erklärte Bettina Bundszus, Abteilungsleiterin für Kinder und Jugend im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ): „Die Bundesregierung hat es sich zur Aufgabe gemacht, gezielt zu prüfen, inwieweit es in den neuen Bundesländern möglich ist, solche Strukturen anzusiedeln. Leipzig soll so auch ein Zeichen ein, das die internationale Gastfreundschaft und die europäische Idee wieder verstärken soll“, erklärte sie den rund 140 Anwesenden. Die Aufgabe sei jetzt, das Abkommen mit Leben zu füllen und dafür sei das dritte Jugendforum ein weiterer Grundstein in den Beziehungen, sagte Bundszus.

DSC_1707Städtepartnerschaft als Motor
„Die gute Zusammenarbeit im kommenden Deutsch-Griechischen Jugendwerk ist auch auf die tiefen Beziehungen zwischen den Städten zurückzuführen“, betonte auch der griechische Generalsekretär für Lebenslanges Lernen und Jugend im Ministerium für Bildung, Forschung und Religiöse Angelegenheiten der Hellenischen Republik, Pafsanias Papageorgiou. Die Zeichnung des Abkommens vor wenigen Tagen in Athen habe eine wichtige Symbolik für Griechenland, auch wenn die Entscheidung für Leipzig „etwas schwierig einzusehen war für uns“, sagte der Generalsekretär bei der Eröffnung. Der gegenwärtige Text des Abkommens sei von gegenseitigem Respekt gezeichnet und die Gründung eines Jugendwerks bedeute nicht, dass die deutsch-griechischen Beziehungen nun ausgereift sind, sagte er weiter. Im Jugendwerk wolle man Jugendliche aus beiden Ländern dazu ermutigen, sich Hand in Hand gegen populistische Tendenzen zu stellen, um ein humanitäres Europa aufrecht erhalten zu können.

Ein Beispiel dafür wie so etwas aussehen kann, lieferte der 24-Jährige Florian Onderka, der an einem Jugendaustausch des Bonner Vereins Lucky Luke und der griechischen Organisation FILOXENIA in Kryoneri in der Nähe von Korinth teilgenommen hatte. Er erstellte ein Video von dem Austausch und wurde von Oberbürgermeisterin Reker mit einer Urkunde für sein Engagement ausgezeichnet.

Zur Langversion des Videos (ca. 18 Minuten) geht es hier.

Partizipation auf allen Ebenen
Zuvor hatte bei der internen Eröffnung des 3. Deutsch-Griechischen Jugendforums Dorothee Jäckering (BMFSFJ) auf einen kleinen Unterschied aufmerksam gemacht: „Vergangene Woche wurde in Athen das Abkommen ge-, nicht unterzeichnet, das ist ein juristischer Unterschied“, sagte Jäckering. „Die deutsche Seite hat nun das Beteiligungsverfahren der Bundesländer gestartet und beide Regierungen müssen Feinheiten wie etwa das Personalstatut, die Finanzordnung und das Geschäftsstatut erarbeiten und verabschieden.“ Das sei der notwendige Rahmen einer internationalen Organisation. Natasa Protopsalti vom griechischen Jugendministerium ergänzte: „Dazu müssen wir auch sagen, wer das Jugendwerk kontrollieren wird, wer die Aufsichtsräte sein sollen“. Bis das alles geklärt sei, werde voraussichtlich auch das Sonderprogramm zur Förderung des deutsch-griechischen Jugendaustauschs fortgesetzt.

DSC_1660Christina Gerlach (IJAB) betonte, dass es sie freue, dass man innerhalb von vier Jahren eine Entwicklung der Jugend- und Fachkräfteaustausche von 5 zu 250 durchgeführten Maßnahmen erreicht habe. „Für das Jahr 2019 werden wir uns zusätzlich zu der Breite an Themen im deutsch-griechischen Jugendaustausch den Schwerpunkten Sport und Umweltbildung widmen“, kündigte sie an. Natali Petala-Weber von IJAB verdeutlichte nochmals, dass in dieses Jugendforum die Erfahrung der vergangenen beiden Jugendforen in Bad Honnef (2014) und Thessaloniki (2017) eingeflossen sei: „Sie alle haben das Programm gesehen. Wir legen einen Schwerpunkt auf partizipative Methoden, sodass Sie Ihre Themen einbringen können“, erklärte sie den Teilnehmern. „Wir würden uns wünschen, dass sie diese Möglichkeiten ausgiebig nutzen und freuen uns auch, wenn wir in den kommenden vier Tagen auch alle ein bisschen Spaß hier haben.“

Text: Lisa Brüßler
Fotos: Eugenia Chatziadamidou, Christian Herrmann – IJAB e.V., Marlene Resch
Video: Florian Onderka

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