Auf der Konferenz der Deutsch-Hellenischen Wirtschaftsvereinigung fand eine Diskussion zum Deutsch-Griechischen Jugendwerk statt. Ein Gespräch über Schwierigkeiten und erste Erfolge.
Wie viel hat ein Jugendwerk eigentlich mit Wirtschaft zu tun? Ziemlich viel, stellt Thomas Thomer gleich zu Beginn der Podiumsdiskussion auf der Deutsch-Hellenischen Wirtschaftskonferenz fest. „Wenn junge Menschen Erfahrungen im internationalen Austausch sammeln, erweitert das ihren Horizont. So wächst ihre interkulturelle Kompetenz“, sagt der Unterabteilungsleiter aus dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Das alles komme den jungen Menschen später im Beruf zu Gute.
Außerdem sieht Thomer noch einen ganz praktischen Grund, das Thema Jugendwerk auf der Konferenz zu besprechen: Wenn deutsche und griechische Jugendliche bereits enge Verbindungen miteinander knüpfen, fallen ihnen später schnell gute Ideen ein, wie man in bilateralen Projekten ins Geschäft kommen kann. Miteinander Geschäfte machen, kann eine Grundlage für freundschaftliche Beziehungen sein – und in der aktuell angespannten politischen Lage könnten Freundschaften zwischen Deutschland und Griechenland nur begrüßt werden.
Es fängt also mit der Jugend an. Das Deutsch-Griechische Jugendwerk befindet sich derzeit in Gründung, hatte im Jahr 2016 erstmalig einen festen Platz im Haushalt der Bundesregierung, und auch für 2017 ist mittlerweile die Finanzierung gesichert. Thomas Thomer ist im Ministerium für das Jugendwerk mit zuständig. „Die ersten Schritte waren nicht einfach“, sagt Beamte. „Wir hatten viele Kommunikationsbarrieren zu überwinden. Der Begriff Jugendwerk beispielsweise ist in Griechenland durchweg negativ besetzt und erinnert dort an Diktatur.“ Erst nach ausgiebiger Überzeugungsarbeit bei den griechischen Partnern konnte man ein Verständnis von einem gemeinsamen Ziel entwickeln.
Es hat wohl auch daran gelegen, dass in Griechenland und Deutschland komplett unterschiedliche Ausgangsbedingungen von Jugendarbeit existieren. Natali Petala-Weber vom IJAB, der Fachstelle für Internationale Jugendarbeit, stellt während der Podiumsdiskussion fest, dass die ausgebauten Strukturen von Jugendhilfe und Jugendverbänden vor allem für Deutschland charakteristisch sind. „In Griechenland stoßen wir gerade auf vereinzelte Projekte, wo junge Griechen trotz oder wegen der Krise aktiv werden und internationale Partnerschaften anstoßen“, sagt sie. „Das sind dann Studierende, die als Privatpersonen Anträge bei Erasmus+ stellen oder so.“ Diese jungen Menschen zu identifizieren und ihnen mit dem Jugendwerk in Zukunft eine Anlaufstelle zu bieten, ist die Aufgabe, vor der man jetzt stünde.
Erste konkrete Projekte der Zusammenarbeit gab es bereits. Natali Petala-Weber vom IJAB erzählt von Projekten, die Ende 2014 bei einer ersten Jugendbegegnung in Bad Honnef entstanden sind. Zum Beispiel PHYSIS, bei dem sich junge Menschen künstlerisch mit Kunst, Ökologie, Berufsorientierung und Nachhaltigkeit beschäftigen. Ebenso sollen bereits existierende Jugendbegegnungen, wie das Wirtschaftsforum-Projekt „Beruf.Kennen.Lernen“, in Zukunft im Jugendwerk eine Plattform finden. „Junge Menschen aus Deutschland und Griechenland lernen hier Ausbildungsberufe im anderen Land aus nächster Nähe kennen“, berichtet Projektleiterin Christina Alexoglou-Patelkos. Die gebürtige Griechin weiß, dass man die Duale Ausbildung in Griechenland gar nicht kennt. „Wer könnte das besser erklären als ein deutscher Azubi, der gerade selbst in dem System steckt?“, fragt sie.
Rolf Stöckel, der politische Beauftragte zur Anbahnung des Jugendwerkes, moderierte die Podiumsdiskussion.
Text und Bilder: Michael Metzger
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