
Kaissariani ist einer der Stadtteile Athens mit einer schlimmen Vergangenheit. Der Schießstand (Griechisch: Skopeftirio) von Kaissariani war ein Exekutionsort, wo vor 70 Jahren die deutschen Besatzer Hunderte Widerstandskämpfer töteten. 200 wurden dort am 1. Mai 1944 erschossen. „Die Zeitzeugen erzählen, dass das Blut in einem Rinnsal auf die Straße lief“, erzählt Natalia Sakkatou, eine deutsch-griechische Journalistin.
Über Jahre hinweg konnte die Menschen dort der Gräueltaten nicht gedenken. „Es gab einen Rechtsstreit, weil das Gelände dem Schießverein gehörte“, erzählt die Journalistin. Mittlerweile wurde im Skopeftirio eine Gedenkstätte errichtet.
Sakkatou hat sich jahrelang mit der Geschichte des Orts beschäftigt, die letzten lebenden Zeitzeugen gesucht und befragt und Versöhnungsprojekte realisiert. „Griechenland ist ein weißer Fleck in der Geschichte des Zweiten Weltkriegs“, sagt sie. Und das will sie ändern. Mit einem neuen Projekt könnten Jugendliche aus Deutschland kommen, um sich an dem Ort mit der Vergangenheit zu beschäftigen. „Jugendliche aus der Gemeinde Kaissariani sollen dabei sein, denn auch sie wissen nicht mehr viel über die Geschichte“, sagt Sakkatou.
Die Vergangenheit ist in die Köpfe gebrannt
Auch viele Jahrzehnte später ist die deutsche Besatzung in den Köpfen der älteren Griechen präsent, berichtet die Journalistin. Es gibt seit einigen Jahren deutsch-griechische Versöhnungsprojekte. Das zeigen auch die zahlreiche Projekte der Teilnehmer auf dem Deutsch-Griechischen Jugendkongress. Eines ist der Austausch vom aktuellen forum nrw.
Seit 15 Jahren fahren jedes Jahr zehn junge Handwerker nach Griechenland. Gemeinsam mit 10 griechischen Jugendlichen geht es an die Arbeit. Sie bessern zum Beispiel Schulen aus, reparieren ein Theater oder installieren eine Solar-Anlage – und sie beschäftigen sich in Massaker-Orten mit der Geschichte. „Einer der Patriarchen in einem Dorf sagte einmal zu den Jugendlichen: ‚Der deutsche Botschafter sitzt zwar dort hinten, aber ihr seid die wahren Botschafter’“, erzählt Klaus Amoneit vom aktuellen Forum nrw.
‚Der deutsche Botschafter sitzt zwar dort hinten, aber ihr seid die wahren Botschafter’
Als eines der Ergebnisse des Deutsch-Griechischen Jugendkongresses wollen die Journalistin Sakkatou und Amoneit die beiden Projekte verbinden. Und die jungen Handwerker an die Gedenkstelle des Schießstandes bringen, um die Wege wieder in Ordnung zu bringen. Später soll ein historischer Weg daraus entstehen.
Erinnern mit einer App
Das Erinnern soll nicht bei dem Jugendaustausch aufhören. „Wir könnten uns vorstellen eine App für das Smartphone zu entwickeln“, sagt Amoneit. Touristen und Interessierte könnten dann an den verschiedenen Orten auf ihrem Handy, die Geschichte aus der Zeit der Besatzung lesen.
Versöhnungsprojekte sollen im Deutsch-Griechischen Jugendwerk eine zentrale Rolle spielen.
Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Nicht-kommerziell – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz.