Ende Juni reiste ein 26-köpfiges Fußballteam von Jungen und Mädchen aus Warnemünde ins griechische Larissa – in wenigen Tagen folgt der Rückbesuch der fußballbegeisterten Griechen zur Ostseeküste. Stephanie Karge, Vorstandsmitglied der Sportjugend Mecklenburg-Vorpommern und Delegationsleiterin, erzählt im Interview von dem Austausch und warum prominente Unterstützung dabei war.
Agorayouth: Ein 26-köpfiges Team von Jungen und Mädchen war Ende Juni zu Gast im griechischen Larissa. Wie ist der Austausch denn gestartet?
Stefanie Karge: Die Deutsche Sportjugend hat den Austausch ins Leben gerufen und hat uns den griechischen Verein als Partner vermittelt. Wir in der Sportjugend Mecklenburg-Vorpommern haben dann passende Vereine innerhalb unserer Strukturen und aus unserem Bundesland gesucht und gefunden. Damit sich die Austauschpartner besser kennenlernen konnten und wir den Jugendaustausch optimal vorbereiten konnten, führten wir im letzten Jahr Fachkräfteaustausche durch: Im Juni 2018 besuchten Vertreter des griechischen Vereins „A.E.L. Promitheas“ aus Larissa den SV Warnemünde Fußball e.V. und der Gegenbesuch der deutschen Delegation erfolgte dann im Oktober 2018 in Larissa.
Agorayouth: Natürlich stand das gemeinsame Fußballspielen im Zentrum des Austausches – hat der Sport geholfen eine gemeinsame Sprache vor Ort zu finden?
Der Sport hat einen sehr wichtigen Teil zum Abbau der ersten Barrieren beigetragen. Während gemeinsamer Unternehmungen unterhielten sich die Kinder über ihre Lieblingsspieler und über ihre eigenen Fußball-Erfahrungen. Ich habe gestaunt, wie gut die Kinder Englisch sprechen und wie leicht es ihnen fiel, dies auch anzuwenden. Beim Fußballspielen in gemischten Mannschaften war kaum zu erkennen, dass es sich um Kinder aus zwei verschiedenen Ländern handelt. Sport spricht eben alle Sprachen.
Agorayouth: Also soll der Austausch nun verstetigt werden?
Genau. Ziel dieses Austausches war es, einen regelmäßigen Jugendaustausch zwischen den Mitgliedsvereinen der Sportjugend MV und unserem Partner in Griechenland zu etablieren. Wir möchten den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben, die Kultur und die Lebensweise ihrer Altersgenossen vor Ort kennen zu lernen. Durch das Medium Sport sollen Grenzen abgebaut sowie intensive und nachhaltige Kontakte zwischen den Kindern und Jugendlichen aufgebaut werden. Gleichzeitig möchten wir auch das Interesse für europäische Themen wecken und Wissen vermitteln, um so Vorurteile abbauen zu können.
Agorayouth: Welche Gemeinsamkeiten – aber vielleicht auch Unterschiede – sind denn für die Jugendlichen deutlich geworden?
Neben den Unterschieden im Stadtbild fiel den Kindern schnell auf, dass der Tag eine andere Struktur hat als sie es kennen. Nach dem Mittag gibt es eine längere Mittagspause, dafür wird es abends oft spät und das Leben auf den Straßen beginnt dann, wenn in Deutschland meist alle zuhause sind. Vieles haben wir aber auch gemeinsam, das haben auch die Kinder erkannt. Gerade während des Essens oder beim Fußballspielen hat man schnell gemerkt, dass es kaum Unterschiede gibt. So konnten sicher auch einige Vorurteile abgebaut werden.
Agorayouth: Gab es kulturelle Highlights während des Austausches?
Unsere griechischen Freunde haben ein großartiges Programm für uns zusammengestellt! Die Führung durch die Innenstadt Larissas mit historischem Fokus und der Ausflug zu den Meteora-Klöstern waren sehr beeindruckend. Den größten Spaß hatten die Kinder aus Rostock natürlich beim Baden im Mittelmeer und während ihrer Freizeit mit den griechischen Kindern: Sie konnten sich austauschen und erlebten mit, wie ein normaler Tag stattfindet. Vielen fiel auch die Freundlichkeit und Offenheit der Menschen dort auf. Bei den kulinarischen Highlights waren sich alle einig: Tzatziki!
Agorayouth: Die meisten Jugendaustausche haben keinen support von Prominenten. Bei Ihrem Austausch war Rapper Marteria dabei. Hat das zusätzlich für eine gute Stimmung in der Gruppe gesorgt?
Marten besucht gern den SV Warnemünde Fußball e.V. und hat den Verein schon bei einigen Projekten unterstützt. Die Kinder kennen ihn und schauen zu ihm auf. Er hat die ganze Woche für tolle Stimmung gesorgt und für alle Aktionen motiviert und sich mit den Kindern über die Erlebnisse ausgetauscht. Das Gefühl, einen Prominenten dabei zu haben, ist schnell verflogen, denn er hat alles mitgemacht und war sich auch für eine Übernachtung in einem 14-er-Zimmer nicht zu schade. Seine Idee, ein kurzes Musikvideo zu drehen, hat alle Kinder sehr stolz gemacht. Abschließend sagte er selbst: „Ich habe die Reise mit den Kindern geliebt. Griechenland ist wunderschön und es ist toll zu sehen, wie die Kinder die anderen Kulturen kennenlernen und neue Freunde finden“.
Agorayouth: In wenigen Tagen steht nun den Gegenbesuch der Griechen in Warnemünde an. Was ist dort geplant?
Die Sportjugend MV, der Stadtsportbund Rostock und die Mitglieder des SV Warnemünde Fußball e.V. freuen sich schon sehr auf ihre griechischen Freunde aus Larissa. Viele Kinder haben Kontakte über die sozialen Medien geschlossen. Es stehen tolle Aktionen in und um Rostock auf dem Programm. Wir werden alle gemeinsam ein Training des FC Hansa Rostock besuchen und eine Führung durch das Ostseestadion mitmachen. Der Verein hat eine Fahrt mit der Dampfbahn Molli nach Heiligendamm organisiert, wo die Kinder dann gemeinsam am Strand kicken können. Für ein ganz besonderes Highlight hat Marteria gesorgt: Er lädt alle Kinder und Betreuer zu seinem Konzert mit Casper ins Berliner Olympiastadion ein.
Interview: Lisa Brüßler
Fotos und Video: Stephanie Karge