Wie sich Leipzig auf das Jugendwerk vorbereitet

Im Interview mit agorayouth erzählen Dr. Gabriele Goldfuß, Leiterin des Referats Internationale Zusammenarbeit der Stadt Leipzig und Dr .Caren Marusch-Krohn, als Referentin u.a. für die Städtepartnerschaft mit Thessaloniki zuständig, was bislang in der Stadt passiert, die der Sitz des zukünftigen Deutsch-Griechischen Jugendwerks werden wird. 

Frau Goldfuß, als Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) Mitte Oktober 2018 in Athen verkündete, dass Leipzig der Sitz des Deutsch-Griechischen Jugendwerks – auf deutscher Seite – werden sollte. Wie überraschend kam das für die Stadt?
Gabriele Goldfuß: Die Schaffung eines Deutsch-Griechischen Jugendwerks wurde seit Jahren angekündigt und diskutiert, auch im Rahmen der Deutsch-Griechischen Versammlung. Jetzt wird es endlich konkret! Leipzig hat sich 2018 um den Sitz des Deutsch-Griechischen Jugendwerks beworben. Für mich kam nicht die Entscheidung an sich überraschend, aber die Entscheidung kam überraschend schnell.

Wie bereitet sich Leipzig denn seitdem auf das geplante Jugendwerk vor?
Gabriele Goldfuß: Es gab Gespräche mit dem zuständigen Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und wir sind in gutem Kontakt. Wir unterstützen bei der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten und wir sind offen für alle das Deutsch-Griechische Jugendwerk betreffenden Fragen. Die Aussicht, deutscher Standort des Deutsch-Griechischen Jugendwerks zu werden, beflügelt unsere internationale Arbeit sehr.

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Gedenktafel in der Leipziger Katharinenstraße. ©CC BY 2.5, Christos Vittoratos

Frau Marusch-Krohn, auf welche Institutionen, Kooperationen und Strukturen kann dann dabei bereits zurückgegriffen werden?
Caren Marusch-Krohn: Zwei Leipziger Vereine sind ganz konkret im deutsch-griechischen Kontext aktiv: die Deutsch-Griechische Gesellschaft „Griechen-Haus Leipzig“ e. V., gegründet 2003, und der Städtepartnerschaftsverein Leipzig-Thessaloniki e.V., gegründet 2009. Das Referat Internationale Zusammenarbeit lädt regelmäßig zum Netzwerktreffen „Leipzig International“ ins Rathaus ein. Das ist eine Plattform für die in Leipzig aktiven Städte- und Ortsteilpartnerschaftsvereine, für internationale Vereine, aber auch für die ausländischen Kulturinstitute und konsularischen Vertretungen. Daneben gibt es das Netzwerk der soziokulturellen Jugendzentren, das vom Amt für Jugend, Familie und Bildung gesteuert wird. Regelmäßig findet außerdem die Göttliche Liturgie für die Griechisch-Orthodoxe Gemeinde Leipzig St. Georg statt.

Welche Bedeutung hat das geplante Jugendwerk denn für die Stadt?
Gabriele Goldfuß: Die geplante Ansiedlung des Deutsch-Griechischen Jugendwerks in Leipzig erfüllt uns alle mit Stolz und Freude. Es wird sich hervorragend in die internationale Infrastruktur der Stadt Leipzig einfügen. Die Stadt Leipzig wächst kontinuierlich und ich freue mich besonders, dass die Leipziger Bevölkerung im Durchschnitt immer jünger wird. Für das Deutsch-Griechische Jugendwerk habe ich das große Vorbild des Deutsch-Französischen Jugendwerks vor Augen, das in den mehr als 50 Jahren seines Bestehens Generationen von jungen Franzosen und Deutschen nachhaltig unterstützt und gefördert hat.

image001Anfang Mai wird ein deutsch-griechisches Jugendbarcamp mit über 100 Teilnehmer*innen in Leipzig stattfinden. Was erwartet die Jugendlichen vor Ort?
Gabriele Goldfuß: Wir freuen uns sehr, Gastgeber des Deutsch-Griechischen Jugendbarcamps zu sein! Ich möchte dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und der Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland (IJAB) für diese großartige Möglichkeit sehr herzlich danken. Einer der Höhepunkte des Jugendbarcamps wird zweifellos die öffentliche Diskussion mit der Bundesministerin, Dr. Franziska Giffey, und dem Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, Burkhard Jung, sein. Natürlich hoffe ich, dass die griechischen und die deutschen Gäste des Barcamps auch alle  Möglichkeiten nutzen, in die Stadt Leipzig einzutauchen und sie kennenzulernen.
Caren Marusch-Krohn: Mitten im Leipziger Stadtzentrum, in unmittelbarer Nähe zum Marktplatz, stand bis 1943 das sogenannte Griechenhaus. Es belegt die mehr als 300-jährige griechische Tradition in Leipzig und gleichzeitig die Bedeutung der Messe- und Universitätsstadt Leipzig für die Griechen. Am Nachfolgebau aus den 1960er Jahren befindet sich eine Gedenktafel aus Bronze, die ich gern zitieren möchte: „In der Katharinenstraße 4 stand bis zur Zerstörung im Dezember 1943 das „Griechenhaus“, über Jahrhunderte Treffpunkt der Kaufleute, Gelehrten und Studenten vom Balkan und Mittelpunkt der griechischen Gemeinde „Zum heiligen Georg“ in Leipzig. Hier fanden um das Jahr 1700 die ersten griechisch-orthodoxen Gottesdienste in Deutschland statt. Die Stadt Leipzig und ihre Bürger  /  1999  /  Die Republik Griechenland“

Bereits seit 1984 unterhält Leipzig eine Partnerstadt zum nordgriechischen Thessaloniki. Würden Sie sich wünschen, dass die Stadt auch der Sitz des „griechischen Zweigs“ des Jugendwerks wird? Wie ist der aktuelle Stand?
Gabriele Goldfuß: Als Leipzig im Oktober 2018 den Zuschlag als Standort des deutsch-griechischen Jugendwerks bekommen hat, war die klare Aussage, dass das Jugendwerk in Thessaloniki und Leipzig angesiedelt wird. Es gibt dazu weder aus Thessaloniki noch aus dem zuständigen Bundesministerium neue Informationen. Im Rahmen der Städtepartnerschaft wäre die geographische Konstellation Thessaloniki-Leipzig natürlich perfekt. Aber letztendlich ist das Jugendwerk dafür zuständig, den Jugendaustausch und die Jugendarbeit zwischen allen griechischen und deutschen Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu unterstützen.

Interview: Lisa Brüßler
Foto: BMFSFJ

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