Düstere Wolken hängen über dem Krebelshof, als der Bus mit 20 griechischen und deutschen Teilnehmern des Jugendforums vorfahren. Doch die Stimmung lässt sich von dem verhangenen Himmel nicht vermiesen: Als der Ansprechpartner nicht sofort auftaucht, stürmen erst ein paar Männer und dann auch Frauen das Tischfußballspiel unter einem Dach, und sofort wird es laut und munter.

Doch dann ergreift der Leiter des Jugendkulturzentrums, Vassilis Touplikiotis, das Wort, und alle hören aufmerksam zu. Es gibt einiges zu erfahren. Der ehemalige Bauernhof im nördlichsten Kölner Bezirk Worringen wurde irgendwann Kulturzentrum und war lange Zeit eine Anlaufstelle für weithin bekannte Konzerte. Der zugehörige Biergarten ist ein Magnet. Und doch ging das Etablissement 2012 pleite, und um den Hof vor dem Verfall oder vor dem Zugriff von Investoren zu retten, taten sich drei Träger der freien Sozialarbeit zusammen und gründeten die „gemeinnützige Gesellschaft für urbane Jugendarbeit GUJA“. Seither findet hier Jugend- und Kulturarbeit statt.

Raum zum Erobern und Nutzen
In der 14.000-Seelen-Gemeinde Worringen lebt ein „gut-bürgerliches Publikum“, wie Vassilis das nennt. Die knapp 2.000 Kinder und Jugendlichen, die zur Zielgruppe des Krebelshofes gehören, könnten also in Massen ins Jugendzentrum strömen. Doch wie es sich fürs Bürgertum gehört, gehen die Kinder der Familien eher reiten oder Tennis spielen, nehmen Golfstunden oder bekommen Nachhilfe. Bleiben nur die Jugendlichen aus weniger betuchten Familien, häufig sind das Kinder von allein-erziehenden Frauen.

Für sie bietet das Haus einige Angebote. „Wir wollen Raum schaffen zum Erobern und zum Nutzen“, beschreibt Vassilis das, der selbst Kind von eingewanderten griechischen „Gastarbeitern“ ist. Die offene Jugendarbeit ist das Kernstück der Aktivitäten: Billard, Tischtennis, Videospiele und natürlich Fußball, Basketball und derlei. Aber auch altersspezifische und themenorientierte Projekte, mit denen die Jugendlichen ganz gezielt angesprochen werden. Die sollen selbst die Initiative ergreifen, aktiv mitmischen und gestalten. „Wir sind hier kein Mac-Jugendzentrum“, ist der Standardsatz von Vassilis. „Wir erwarten eine aktive Beteiligung.“

Positivbeispiel für die lokale Jugendarbeit
Um all das zu stemmen, stehen 2,5 Planstellen zur Verfügung, von denen allein einer für die 10.000 qm großen Freiflächen zuständig ist. Immerhin 25 bis 30 Kinder und Jugendliche besuchen durchschnittlich das Jugendzentrum – mal nur 5, mal 80, die Zahl schwankt. Und auch die Tatsache, dass es in Worringen keine weiterführende Schule mehr gibt, ist ein Hemmschuh: „Wenn die kids um 16 Uhr oder noch später heim kommen, dann ist das schon richtig spät“, stellt Vassilis trocken fest.

Dennoch ist der Krebelshof mit seinem engagierten Team ein schönes Beispiel für die Bedeutung der Jugendarbeit in Köln. Ohne Einrichtungen wie diese, würden unzählige Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen und oft auch zerrütteten Familien keine passende Anlaufstelle finden. Die Regeln, die hier gelten sind einfach, aber sie prägen die Kinder für die Sozialisation in vielen Bereichen: Wir begegnen uns mit Respekt, wir machen nichts kaputt, und wir sprechen Deutsch miteinander, um niemanden auszugrenzen.

Text und Fotos: Jörg Wild

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