2018 ist ein spannendes Jahr für die Nachwuchsmusiker des Athener Underground Youth Orchestra und des Julius-Stern-Kammerorchesters der Universität der Künste Berlin. Nach einem gemeinsamen Konzert in Athen, findet nun ein Rückbesuch mit einem Auftritt in Berlin statt. Stephanie Frauenkron von der UdK hat agorayouth erzählt wie das Projekt zustande gekommen ist und was noch möglich ist.

Agorayouth: Frau Frauenkron, wie ist das Jugendaustauschprojekt zwischen dem Julius-Stern Kammerorchester der Universität der Künste in Berlin und dem Underground Youth Orchestra aus Athen zustande gekommen?
Stephanie Frauenkron:Die Kooperation wurde vor allem von dem griechischen Komponisten Eleftherios Veniadis initiiert, der an der UdK studiert hat und aus dieser Zeit Professorin Anita Rennert gut kennt. Sie ist die Leiterin des Julius-Stern-Instituts für musikalische Nachwuchsförderung an der UdK Berlin. Eleftherios Veniadis ist heute in Deutschland und Griechenland tätig, arbeitet unter anderem mit dem Underground Youth Orchestra, und hat den Erstkontakt zwischen den Ensembles hergestellt. Frau Rennert war sofort begeistert von der Idee, beide Jugendorchester für gemeinsame Projekte zusammenzubringen. Denn gerade für die Jungstudierenden der UdK Berlin ist es natürlich eine tolle Möglichkeit, internationale Erfahrungen zu sammeln und sich so in künstlerischer, vor allem aber auch auf persönlicher Ebene weiterzuentwickeln. Durch die Förderung des Bundesfamilienministeriums, die Unterstützung der Jeunesses Musicales und das große Engagement vom Freundeskreis des Stern-Instituts konnte diese Idee dann sehr schnell in die Tat umgesetzt werden.

Agorayouth: Im März 2018 waren 32 Jungstudierende aus Berlin für eine Woche zu Gast in Athen und haben gemeinsam musiziert und sogar gemeinsam live im dritten Programm des griechischen Rundfunks gespielt. Wie ist der erste Teil des Austausches verlaufen?

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©Lukas Kuth

Stephanie Frauenkron: Der Austausch war für alle Beteiligten ein großer Erfolg! Die beiden Gruppen haben innerhalb sehr kurzer Zeit zueinander gefunden. Vor allem dank des großen Engagements von Catherine Larsen-Maguire, der Dirigentin, und Costas Eliades, dem künstlerischen Leiter des UYO. Auch außerhalb der regulären Proben wurde sich zum Beispiel für Kammermusik getroffen. Ich glaube, alle Seiten waren positiv überrascht, wie schnell man auch musikalisch zu einem großartigen Ergebnis kam! Nach der Live-Übertragung im griechischen Radio waren alle sehr glücklich und die Abschiedsparty ging bis spät in die Nacht. Ein kleines Manko war, dass die griechischen Jugendlichen immer vormittags zur Schule mussten und die organisierten Freizeitaktivitäten deshalb nicht zusammen stattfinden konnten. Vor der gleichen Herausforderung stehen wir jetzt auch beim Rückbesuch im September hier in Berlin. Aber so ist das eben, wenn viele Menschen beteiligt sind  – und wir sind alle hochmotiviert, den Aufenthalt für die Griechen genauso bereichernd zu gestalten, wie sie für uns!

Agorayouth: Gab es auch Schwierigkeiten? Immerhin ist die Förderung im Julius-Stern-Orchester sehr „professionell“ aufgestellt während im Underground Youth Orchester eher das hobbymäßige Musizieren im Vordergrund steht.
Stephanie Frauenkron: Hier gab es auf jeden Fall Reibungspunkte, wobei ich überzeugt bin, dass es für die deutschen Studierenden nur bereichernd sein kann, zu erleben, welche Privilegien die klassische Musikausbildung bei uns genießt, gerade im Gegensatz zu anderen EU-Staaten. Das ist für viele selbstverständlich und wird erst reflektiert, wenn man sieht, wie es anderswo läuft  – und das gar nicht so weit weg von uns zuhause. Das UYO lebt von unglaublich viel persönlichem Engagement, alle packen an, bauen auf, kopieren Noten, organisieren ehrenamtlich Instrumente. Ich glaube, letztendlich konnten alle Seiten auf verschiedenen Ebenen unglaublich viel von dem Austausch mitnehmen – sei es auf musikalischer, auf politischer und natürlich auch auf freundschaftlicher Ebene.

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©Lukas Kuth

Agorayouth: Und wie verhielt es sich mit den sprachlichen Barrieren? Ist Musik da vielleicht auch ein verbindendes Element?
Stephanie Frauenkron: Auf jeden Fall! Unsere Dirigentin Catherine Larsen-Maguire, die auch wieder das Projekt im September leitet, hat sehr viel Wert darauf gelegt, die persönlichen Beziehungen ausgehend von der Musik zu stärken. So wurden die Notenpulte konsequent gemischt griechisch und deutsch besetzt und die Probensprache war Englisch – also für keinen der jugendlichen Orchestermusiker die Muttersprache, sodass alle auf einem ähnlichen Level waren. Die sprachliche Barriere war dadurch erstmal ausgehebelt. Es war sehr schön, mitzuerleben, wie sich dann nach und nach auch außerhalb der Proben gemischte Grüppchen zusammengefunden haben.

Agorayouth: Diese Woche findet die Rückbegegnung in Berlin statt. Was werden die jungen griechischen Musiker von der Stadt und dem was sie musikalisch zu bieten hat sehen?
Stephanie Frauenkron: Natürlich wird viel geprobt, denn mit Beethovens 5. Symphonie haben wir ja einen echten Klassiker im Programm und wir wollen uns ja gemeinsam musikalisch weiterentwickeln. Aber natürlich gibt’s darüber hinaus viel zu erleben! Die griechischen Jugendlichen möchten gerne die Philharmonie besichtigten, ins Pergamon-Museum und sich ein paar Kieze, zum Beispiel Kreuzberg, anschauen, da haben wir entsprechende Touren organisiert. Neben den Orchesterproben wird es auch wieder kleine gemischte Ensembles geben, mit einer internen Kammermusiksession mit Snacks und Getränken zum Abschluss. Wir werden aber auch in den Biergarten gehen und es wird auf jeden Fall Zeit für eigene Entdeckungstouren geben!

Agorayouth: Am Sonntag wird ein gemeinsames Konzert im Konzertsaal der UdK gespielt. Was erwartet die Besucher dort?
Stephanie Frauenkron: Ein griechisch-deutsches Orchesterkonzert, das den Bogen schlägt von der klassischen westeuropäischen zur zeitgenössischen griechischen Musik und viel, viel jugendlichen Enthusiasmus offenbart! Neben Beethovens 5. Symphonie und Bachs Doppelkonzert für Oboe und Violine mit griechischen und deutschen Solisten haben wir auch die Ballett-Suite „Alexis Zorbas“ von Theodorakis und „Penthesilea II“ im Programm – quasi die Hymne des Austauschprojekts, nämlich ein Auftragswerk an Eleftherios Veniadis, der den Stein ja anfangs ins Rollen gebracht hat… und damit möglichst viele Menschen teilhaben können, findet das Konzert zu freiem Eintritt statt!

Das Konzert findet am Sonntag, den 9. September 2018 im der Universität der Künste in Berlin statt. Es beginnt um 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Mehr Infos zum Konzert hier

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Fotos: Lukas Kuth

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