Erasmus+ und Griechenland hatten sich für mehr als ein Jahr getrennt. Ist die Beziehung jetzt wieder intakt? fragt Panos Poulos.

Die Schwierigkeiten mit Erasmus+ werden zurzeit intensiv in der griechischen Zivilgesellschaft diskutiert. Auf Druck der NGOs hatte sich das Bildungsministerium in Athen im Frühjahr 2016 endlich ernsthaft damit beschäftigt, ein großes Problem zu lösen: die Suspendierung der griechischen Nationalagentur des EU-Programms Erasmus+ Jugend.

Die „alte-neue“ Nationalagentur wurde wieder eingerichtet und eine Übereinkunft mit der EU-Kommission erzielt, dass INEDIVIM wieder beginnen soll, Anträge von griechischen Organisationen entgegennehmen.  Die Organisationen konnten endlich aufatmen und bereiten sich fieberhaft vor, ihre auf Eis gelegten Anträge wieder einzureichen.

Nachdem die NGOs angekündigt hatten, rechtliche Schritte gegen das Bildungsministerium als Aufsichtsbehörde einzuleiten, war Bewegung in die Sache gekommen. Kurze Zeit später wurde die „fröhliche“ Nachricht des Neustarts der Programms in Griechenland von der EU-Kommission bekanntgegeben.

Nun ist aber das Vertrauen der NGOs an den griechischen Staat zerrüttet. Sie mussten ein ganzes Jahr ohne die Nationalagentur Erasmus+ Jugend auskommen! Alle Projekte, die in der letzten Antragsrunde R3/2014 im Herbst 2014 bewilligt waren, haben überhaupt kein Geld erhalten. Die Träger, die selbst die Kosten getragen haben, sind fassungslos und verzweifelt. Einige sind sogar mittlerweile aufgrund der entstandenen Finanzlöcher zugrunde gegangen. EU-Zuwendungen in Höhe von Tausenden Euro stehen weiterhin aus, ohne jeglicher Zusicherung seitens der griechischen Administration, dass sie vom Programm Erasmus+ bezahlt werden. Es heißt weiterhin „es wird mit der EU-Kommission verhandelt“… Vom verlorenen Vertrauen der griechischen Trägern bei Partnerorganisationen aus anderen EU-Ländern ganz zu schweigen.

Erasmus+ ist die einzige öffentliche Finanzierungsquelle für außerschulische Jugendarbeit und Jugendbildung in Griechenland. Eine nationale Förderung existiert gar nicht. Der Staat unterstützt Jugendorganisationen sowie einzelne jungen Menschen ausschließlich durch die EU-Programme.

Um so größer ist die Verwunderung der griechischen Zivilgesellschaft und ihrer Partner im Ausland, wie eigensinnig die Politik und ihre Administration mit seit Jahrzehnten bekannten EU-Prozeduren umgegangen ist. Es ging ja um die Aufsichtspflicht des Bildungsministeriums auf die Nationalagentur, die schlicht gar nicht statt fand. Deswegen hat die Kommission die Lizenz der griechischen Nationalagentur entzogen, bis das Ministerium seine Arbeit korrekt organisierte.

Korrekt organisiert?

Für die griechischen Trägern bleibt wohl das altbekannte Thema offen, wie das griechische Wort Οργάνωση = Organisation beim griechischen Staatsapparat verwendet wird. Insbesondere wenn man die schleppende Entwicklung des Deutsch-Griechischen Jugendwerks beobachtet.

Text: Panos Poulos – Mitglied des Panhellenischen Jugendarbeiterverbandes

Foto: PNJ

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